Nahaufnahme:Der Mediator

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Millionär Clemens Vedder hätte beinahe erfolgreich im Streit um Media-Saturn vermittelt. Aber leider verlangte Minderheitsgesellschafter Kellerhals einen zu hohen Preis.

Von Uwe Ritzer und Michael Kläsgen

Beinahe hätte Clemens Vedder einen Vermittlungserfolg erzielt zwischen Erich Kellerhals, 77, und der Media-Saturn-Holding. Kellerhals, der Minderheitsgesellschafter der Elektronikkette, war bereit, seine Anteile zu verkaufen. Bis zum 21. Juni lag ein Verkaufsangebot bei einem Frankfurter Anwalt vor. Und es soll nicht das erste gewesen sein, dank Vedder, so heißt es. Aber Media-Saturn-Geschäftsführer Pieter Haas willigte nicht ein. Der Preis war aus Sicht der Holding zu hoch. So blieb es bei dem Beinahe-Vermittlungserfolg von Vedder, der seit Monaten immer wieder als Friedensstifter zwischen Kellerhals und Haas unterwegs ist.

Vedder ist ein Geschäftsmann, der sich vom Hertie-Kaufhauslehrling zum vielfachen Millionär hochgearbeitet hat. Der in den USA lebt, unternehmerisch von der Schweiz aus tätig ist und gerne auf Sylt urlaubt. Und der jetzt im Zuge der Aufspaltung der Metro in einen Lebensmittel-Großhändler und den neuen Elektronikhändler Ceconomy als Vermittler gerufen wurde. Vedder, Jahrgang 1947, hat große Erfahrung als Mediator. Zuletzt gelang ihm eine außergerichtliche Einigung im Milliardenstreit zwischen Quelle-Versandhauserbin Madeleine Schickedanz, deren früherer Hausbank Sal. Oppenheim und einem guten Dutzend weiterer Beteiligter.

Auch zwischen Leo Kirch und der Deutschen Bank soll er zeitweise vermittelt haben, ebenso in Konflikten bei Daimler und bei Munich Re, und zwischen den Wella-Erben und Wolfgang Joop. Vedder, dessen Vermögen Beobachter mal auf 450 Millionen, mal auf 700 Millionen Euro taxieren, habe die Gabe, komplizierte Dinge zu vereinfachen. Das sagen zumindest Leute, die ihn bei seiner Friedensarbeit aus der Nähe beobachten konnten. Nach dem Schickedanz-Deal dankten ihm die Anwälte der Erbin überschwänglich für seine Dienste. Als Folge der Vereinbarung verkauft Vedder seither Immobilien von Schickedanz; mit den Erlösen werden Forderungen ihrer Gläubiger beglichen. Gleichzeitig gelang es Vedder, Schickedanz den von ihr gewohnten Lebensstandard zu sichern.

Dass dem kunstsinnigen Geschäftsmann auch der Ruf anhaftet, bei Bedarf hemdsärmelig und raubeinig zu agieren, schadet ihm offenbar nicht. Auf so mancher Hauptversammlung brachte Vedder schon mit quälenden Fragen das Management ins Schwitzen. Vor bald 20 Jahren scheiterte er bei dem Versuch, die Commerzbank zu kapern.

Und nun also Ceconomy und Erich Kellerhals. Einer seiner ersten Erfolge war es, Kellerhals, der gerne öffentliche Drohbriefe verbreitete, zu bremsen. Kellerhals ist der letzte verbliebene Gründer von Europas größtem Elektrohändler Media-Saturn, der in Ceconomy aufging. Er hält nur 21,62 Prozent an Media-Saturn, verfügt aber über Minderheitsrechte, die ein Durchregieren der Ceconomy als Mehrheitseigner verhindern. In diesem Machtkampf führen beide Seiten seit Jahren einen Prozess nach dem anderen, ohne klares Ergebnis. Der Konflikt ist verfahren, mithin also ein Fall für Vedder, der von sich selbst sagt, er sei "Kaufmann mit abgeschlossener Vermögensbildung" - also ziemlich unabhängig. Im Januar schien er kurzzeitig als Mediator abgeschrieben zu sein; doch tatsächlich war er nie weg.

Vedder ist es gelungen, die Gesprächsfäden nicht abreißen zu lassen. Das dürfte weiterhin gelten, unabhängig von Kellerhals' neuerlichen Attacken gegen Haas im Internet. Man sei sich "näher, als manch einer glaubt", heißt es. Vedder selbst wollte sich auf Anfrage nicht in der Sache äußern; er rede erst über seine Fälle, sagte er, wenn es Lösungen gebe. Für eine Lösung, so erscheint es, müsste sich Kellerhals aber von seinen Preisvorstellungen verabschieden.

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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