Nahaufnahme:Der Handschlag-Millionär

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Quincy Jones ist einer der erfolgreichsten Musikproduzenten. Sein Vermögen beträgt mehrere Hundert Millionen Dollar.

Von Markus Mayr

Quincy Jones ist einer der erfolgreichsten Musikproduzenten überhaupt. Mit Michael Jackson hat er das Album "Thriller" aufgenommen, die meistverkaufte Platte der Pop-Geschichte. Jones Vermögen wird auf mehrere Hundert Millionen Dollar geschätzt. Am Mittwoch wurden es 9,4 Millionen mehr. Und obwohl Jones, geboren 1933, zu Beginn seiner Karriere solche Summen nicht mal näherungsweise verdiente, dürfte er dieser Tage trotzdem wehmütig zurückdenken an die Zeit, in der das Geschäfte machen einfacher war (wenngleich auch nicht das Geld verdienen). Zumindest aus seiner Sicht. Die 9,4 Millionen Dollar musste er sich nämlich vor einem Gericht erstreiten.

In seiner Autobiografie schreibt Jones, dass er als junger Musiker nie irgendwelche Verträge unterzeichnen musste. Weder als Teenager, als er mit Ray Charles die Kneipen von Seattle aufmischte, noch als junger Erwachsener, als er mit Frank Sinatra auf der Bühne stand. Die Musikbranche von damals sei eine einzige große Familie gewesen, schrieb Jones. Geschäfte habe man per Handschlag besiegelt, und jedes einzelne Klatschen habe etwas bedeutet. "Das war mir wichtig", sagte Jones einmal über diese Zeit.

Diese Zeit jedoch - so sie denn wirklich in dieser Einfachheit existiert hat und nicht nur in Jones' Erinnerung - scheint im Musikbusiness lange vorbei zu sein. Schließlich geht es oft um extrem viel Geld und beinahe noch mehr Menschen, die ein paar von den Scheinen abhaben wollen, die Künstler einspielen. Gerade beim Werk Michael Jacksons, dem King unter den Pop-Königen (richtig gehört, Ed Sheeran), ist die Schlange derer lang, die mitverdienen wollen. Und so ging direkt nach Jacksons Tod das Gezerre um die Schätze in seinem Nachlass los. Der Sänger ist 2009 mit 50 Jahren gestorben, an einer Überdosis Narkosemittel. Die Umstände seines Todes waren tragisch, sein Leibarzt wurde verdächtigt, ihn vergiftet zu haben. Dennoch erschien noch im Todesjahr die Jackson-Doku "This is it" - gewinnbringend, wie man vermuten darf. Es folgten die Verwertung der Musik in Shows des Musicaltheaters Cirque du Soleil und ein Album mit unveröffentlichtem Material. Als früherer Produzent bekam Quincy Jones einen Anteil an mancher dieser Neuveröffentlichung. Doch nicht genug, wie er fand.

Immerhin hatte er Jacksons drei wichtigste Platten produziert: "Off the Wall" (1979), "Thriller" (1982) und "Bad" (1987). Die meisten Songs stammen aus seiner Feder, Jackson war der Sänger. An den Erfolg von "Thriller" jedoch - die Platte verkaufte sich Schätzungen zufolge mehr als 100 Millionen Mal - konnte "Bad" (etwa 30 Millionen Verkäufe) trotz Hits wie "Man in the Mirror" oder "Smooth Criminal" nicht anknüpfen. Jackson feuerte Jones und beendete damit die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem genialen Songschreiber. Das Recht aber, weiterhin mitzuverdienen, konnte Jones niemand nehmen.

In Los Angeles musste nun ein Gericht darüber entscheiden, in welchem Ausmaß Jones vom Schaffen mit dem Ausnahmesänger profitieren darf. Jones hatte 2013 von den Nachlassverwaltern eine Tantiemen-Nachzahlung über 30 Millionen Dollar gefordert. Diese wollten ihm nur knapp 400 000 Dollar geben. Immerhin heiße der wahre Künstler Jackson und nicht Jones, hieß es. Das Gericht beschied Jones 9,4 Millionen - und der freute sich. Das Urteil sei nicht nur ein persönlicher Erfolg, ließ er wissen, sondern ein Sieg für Künstlerrechte im Allgemeinen. Weiter sagte er: Das Verfahren habe sich niemals um "Michael" gedreht, sondern stets darum, zu beschützen, was sie gemeinsam im Tonstudio geleistet hätten. Bei all dem Hickhack würde man gerne Michael Jackson fragen, was er davon hält.

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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