Nahaufnahme:Absolut resistent

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"Die Debatte über genetisch veränderte Organismen ist stark polarisiert, das nervt und frustriert mich", sagt Hugh Grant. (Foto: Bloomberg)

Monsanto-Chef Hugh Grant lässt jede Kritik an sich abprallen. Nun wird er vom Jäger zum Gejagten.

Von Elisabeth Dostert

Er gilt als das Gesicht des Bösen. Wenn Hugh Grant, 58, Vorstandschef des US-Konzerns Monsanto, eines hat, dann jede Menge Feinde. Es schert ihn offenbar nicht sonderlich. Der gebürtige Schotte will kein Sympathieträger sein. Anfeindungen prallen an ihm ab. Für Männer wie Grant, sind es immer die Kritiker, denen die intellektuelle Weitsicht fehlt, in ihm und Konzernen wie Monsanto den Wohltäter der Menschheit zu sehen. Er hält sich dafür. Was er denn jemandem antworten würde, der nach diesem Interview, all das, was Monsanto tue, immer noch nicht möge, fragte ein Reporter der US-Radiosenders Here & Now Grant vor ein paar Wochen. "Ich würde die Menschen bitten, ein paar Schritte zurückzutreten und über unseren kleinen blauen Planeten nachzudenken und über die Nahrungsmittelproduktion; und zwar nicht nur diese Ernte, sondern auf Sicht der nächsten 20 oder 30 Ernten, und sich die Frage zu stellen, wie wir eine deutlich größere Bevölkerung ernähren sollen."

In solchen Antworten benutzt Grant oft das Wort "wir". Aus seinem Munde klingt es allerdings wie ein Vorwurf, wenn nicht sogar eine Drohung: Wer nicht mitmacht, macht sich mitschuldig - an Klimawandel, Wassermangel und den Hungersnöten.

Seit 13 Jahren ist er Chef von Monsanto. Er hat sich hoch gearbeitet vom Verkäufer, der über die Lande tourte, bis zum Vorstandschef. Wenn er über Produkte des Konzerns spricht, klingt er immer noch so, als müsse er einem Bauern irgendwo im weiten Westen sein gentechnisch verändertes Saatgut oder ein Pestizid andrehen. Er redet in kurzen einfachen Sätzen.

In jüngeren Interviews sagt der Agrarwissenschaftler jetzt öfter mal Sätze wie diesen: "Wir müssen besser erklären, woher die Nahrungsmittel kommen." In einem Interview mit dem Fernsehsender CNN beklagte Grant vor ein paar Monaten: "Die Debatte über genetisch veränderte Organismen ist stark polarisiert, das nervt und frustriert mich." Das klingt so, als würde der Mann, der Öl ins Feuer gegossen hat, sich darüber beklagen, dass die Flammen bis in den Himmel schlagen.

Lange Zeit lief es gut, sogar sehr gut für Grant und Monsanto: der Umsatz stieg, das Ergebnis auch und der Aktienkurs sowieso. In den vergangenen Monaten musste er allerdings ein paar Niederlagen einstecken. Bauern, die Monsanto verklagt, weil sie das gentechnisch veränderte Saatgut selbst vermehren und wieder aussäen, wehren sich. Der Konzern sieht darin eine Verletzung seines Know-hows. Staaten wie Argentinien oder Indien wehren sich gegen den mächtigen Konzern aus den USA. Grants Versuch, den Schweizer Konzern Syngenta zu übernehmen, scheiterte. Vor ein paar Wochen hieß es, Monsanto sei an Teilen von BASF und Bayer interessiert. Nun wird er vom Jäger zum Gejagten. Das ist keine Rolle, die ihm gefallen wird.

© SZ vom 24.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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