Nach Pleiteverdacht gegen CCB:Bulgarien schließt viertgrößte Bank

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Kunden stürmten die Filialen der bulgarischen Corporate Commercial Bank, nun macht die Zentralbank das von der Pleite bedrohte Geldhaus dicht. Dabei fällt auf: Es fehlen Dokumente über wichtige Kreditnehmer.

  • Bulgariens Regierung macht die Corporate Commercial Bank (CCB) dicht, das viertgrößte Geldhaus des Landes - weil sie kurz vor der Pleite steht.
  • Im Juni hatten zahlreiche Kunden in Panik ihre Konten bei der CCB und der Fibank abgeräumt, Investoren verkauften massenweise Bank-Aktien.

Zentralbank schließt CCB

Die bulgarische Zentralbank schließt die CCB, die viertgrößte Bank des Landes. Ihre Guthaben in Höhe von 3,7 Milliarden Euro würden an die Crédit Agricole Bulgaria transferiert und diese verstaatlicht, teilte Zentralbankchef Iwan Iskrow mit. Die CCB hatte erst vor kurzem die Tochter der französischen Bank Crédit Agricole gekauft; die Umbenennung der Crédit Agricole Bulgaria ist noch nicht erfolgt. Der Staat werde den Namen ändern und das Institut finanziell unterstützen, sagte Iskrow.

Kunden hoben binnen Stunden 400 Millionen Euro ab

Die CCB hatte im Juni alle Auszahlungen an ihre Kunden eingestellt und war daraufhin unter Aufsicht der Zentralbank gestellt worden. Ende Juni kamen zudem Gerüchte auf, auch die drittgrößte Bank des Landes, die First Investment Bank, stehe vor der Pleite. Verunsicherte Kunden hoben binnen Stunden 400 Millionen Euro ab. Die Regierung ließ die mutmaßlichen Urheber der Gerüchte festnehmen und half der Bank mit einem Notkredit.

Fehlende Dokumente

Unterlagen über Kredite der CCB im Wert von 3,5 Milliarden Lewa (1,8 Milliarden Euro) fehlten, sagte Iskrow. Sie seien wahrscheinlich zerstört worden. Es sei nicht möglich gewesen, herauszufinden, ob die Kreditnehmer die Kredite zurückzahlen könnten. Sie stünden alle "in enger Beziehung" zu dem Oligarchen Zwetan Wassilew, dem Großaktionär der Bank. Ein Streit zwischen Wassilew und seinem Rivalen Deljan Peeewski könnte Auslöser der gestreuten Gerüchte sein, berichtete die Neue Zürcher Zeitung.

Rettung vergrößert Haushaltsloch

Nach Einschätzung der bulgarischen Regierung könnte Bulgarien nun die in der EU erlaubte Obergrenze des Staatsdefizits von drei Prozent reißen. Es sei wahrscheinlich, dass die Rettung der Bank das Haushaltsloch vergrößern könnte, sagte Finanzminister Petar Chobanov. Hilfen in Höhe von 1,5 bis zwei Milliarden Lewa (etwa eine Milliarde Euro) seien nötig. Der Staat werde sich über neue Anleihen frisches Geld auf dem Kapitalmarkt besorgen.

© Süddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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