Monsanto: Ärger mit Pestizid:Gefährlicher Cocktail

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Das Mittel ist ein der wichtiger Umsatzbringer von Monsanto, doch jetzt kommt der Agrarkonzern wegen seines Pflanzengifts Roundup in Bedrängnis.

Silvia Liebrich

Das in der Landwirtschaft vielfach eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel Roundup gehört zu den besonders heftig umstrittenen Pestiziden. Umweltschützer warnen seit Jahren vor den Gefahren, die von dem giftigen Präparat ausgehen. Eine neue Untersuchung von französischen Wissenschaftlern belegt, dass das Mittel für Menschen möglicherweise schädlicher ist als bisher angenommen. Der Hersteller von Roundup, der US-Konzern Monsanto, auch Hersteller der Genmaissorte Mon810, gerät damit weiter unter Druck.

Der Agrarkonzern bekommt wegen seines Pflanzengifts Roundup möglicherweise großen Ärger. (Foto: Foto: dpa)

Auch die Behörden beurteilen das Pestizid inzwischen kritisch. Das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat den Hersteller bereits vor einigen Monaten aufgefordert, insbesondere den Inhaltsstoff Tallowamin bis Ende des Jahres 2010 durch einen anderen zu ersetzen. Der Wirkstoff steht im Verdacht, die toxische Wirkung anderer Inhaltsstoffe von Roundup zu verstärken. Andere Pestizidhersteller wurden ebenfalls aufgefordert, Tallowamin zu ersetzen.

Vor allem Menschen, die mit dem Gift direkt in Berührung kommen, sind der Studie zufolge gefährdet. Die Forscher an der französischen Universität Caen stellten in Versuchen fest, dass Roundup beispielsweise Zellen aus menschlicher Nabelschnur innerhalb eines Tages vernichtet. Der Autor der Studie ist kein Unbekannter: Der Molekularbiologe Gilles-Eric Séralini untersucht auch die Langzeitfolgen gentechnisch veränderter Maissorten. Unter anderem stellte er fest, dass Ratten, die damit gefüttert wurden, Nieren- und Leberschäden davontrugen. "Roundup, wie es jetzt benutzt wird, sollte verboten werden", sagte Séralini der Tageszeitung.

Meist verkauftes Pestizid

Ein Sprecher von Monsanto äußerte am Dienstag erhebliche Zweifel an den Untersuchungsergebnissen und einem Zusammenhang mit dem Inhaltsstoff Tallowamin, der nach seinen Worten in der Studie nicht erwähnt wird, was allerdings nicht nachvollziehbar ist. Aus der Studie, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, geht deutlich hervor, dass Tallowamin bei Menschen zu Hautreizungen, Übelkeit und Durchfall führen kann.

Nach Angaben einer Sprecherin des Verbraucherministeriums hat Monsanto inzwischen Widerspruch gegen die Aufforderung des BVL eingelegt, den umstrittenen Wirkstoff auszutauschen. Für den Roundup-Hersteller geht es um ein Milliarden-Geschäft. Das Mittel gilt als das meist verkaufte Pestizid weltweit und trägt 40 Prozent zum Gesamtumsatz von elf Milliarden Dollar bei. Auf dem deutschen Markt dürfte dieser Anteil sogar bei 50 Prozent liegen. Den Rest steuert das Saatgutgeschäft bei. Roundup wird in der Landwirtschaft eingesetzt, um Unkraut und Gras zu vernichten. Auch Hobbygärtner haben Zugang zu dem Mittel, das im Fachhandel verkauft werden darf.

Monsanto kündigte erst vor wenigen Tagen einen Konzernumbau an, nachdem der Umsatz mit Unkrautvernichtungsmitteln im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres um knapp 40 Prozent eingebrochen war. Der Agrarkonzern will sein Saatgutgeschäft künftig getrennt von der Pestizidsparte führen. Konzernchef Hugh Grant will außerdem 900 Stellen streichen. In der Branche wird darüber spekuliert, dass Monsanto damit den Weg für einen Verkauf seiner Chemiesparte bereitet.

© SZ vom 08.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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