Microsoft:Es hat sich ausgekritzelt

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Wenig Funktionen, aber einfach zu handhaben: Paint. (Foto: Screenshot: SZ)

Der US-Konzern entfernt Paint aus Windows 10. Fans des Uralt-Zeichenprogramms können es aber auch in Zukunft im Windows Store herunterladen.

Von Simon Hurtz, München

Die schlechte Nachricht zuerst: Microsoft will Paint nicht mehr weiterentwickeln. Wenn Nutzer im Herbst das nächste große Update für Windows 10 installieren, wird das legendäre Zeichenprogramm fehlen. Auf einer Infoseite zum sogenannten Creators Update stuft Microsoft die Software als "veraltet" ein.

Die gute Nachricht gleich hinterher: Wer in den vergangenen 32 Jahren mit dem Grafik-Klassiker gearbeitet hat, muss auch in Zukunft nicht darauf verzichten. Viele Nutzer hatten empört oder enttäuscht auf die Ankündigung reagiert, teils aufgrund zugespitzter Medienberichte. Jetzt hat Microsoft klargestellt, dass Paint gar nicht verschwinden soll. "MS Paint wird weiterexistieren", schreibt Microsoft-Managerin Megan Saunders in einem Blogeintrag. "Es bekommt lediglich ein neues Zuhause, den Windows Store, wo es kostenlos verfügbar sein wird." Es sei großartig, "so viel Liebe für unsere gute alte App" zu erfahren. Offensichtlich habe Paint auch nach drei Jahrzehnten noch eine große Fangemeinde. Deshalb wolle Microsoft das Missverständnis aufklären und Nutzer mit dieser guten Nachricht beruhigen.

Seit 1985 ist Paint ein fester Bestandteil von Windows. Viele Millionen Menschen haben damit Geburtstagseinladungen gebastelt, Icons erstellt oder auf Screenshots herumgekritzelt. Profis hatten für Paint meist nur Verachtung übrig. Tatsächlich ähnelten die meisten Kreationen eher Kinderzeichnungen. Doch es gibt auch wahre Paint-Meister: Hal Lasko, 97 Jahre alt und fast vollständig erblindet, malte mit dem Programm echte Kunstwerke. Als "Pixel-Maler" wurde Lasko zum womöglich berühmtesten Paint-Nutzer der Welt, bevor er 2014 starb. Im Vergleich zu Profi-Software wie Photoshop ist das Programm allerdings ausgesprochen limitiert.

Neben der teuren Profi-Software von Adobe gibt es zahlreiche kostenlose Alternativen, mit denen Nutzer ihre Bilder bearbeiten können. Zu den bekanntesten und besten zählen Paint.Net (das zwar denselben Namen trägt, aber ungleich mächtiger ist als sein kleiner Bruder von Microsoft), Gimp, Irfan View, der Faststone Image Viewer und Xn View. Als schneller schlanker Bildbetrachter eignet sich Honeyview, das deutlich mehr Funktionen bietet als der Standard-Fotobetrachter von Windows. Alle diese Programme können gratis heruntergeladen werden. Wer die Namen googelt, sollte darauf achten, auch wirklich auf den Seiten der Hersteller zu landen. Einige dubiose Portale bündeln die Programme mit Werbesoftware oder installieren automatisch unerwünschte Apps.

Auch Microsoft selbst liefert eine Alternative zu MS Paint: den direkten Nachfolger Paint 3-D. Nutzer von Windows 10 können damit in Zukunft auf alle bekannten Funktionen zugreifen und obendrein auch noch dreidimensionale Grafiken erstellen. Für Nostalgiker, denen die Oberfläche des alten Paint ans Herz gewachsen ist, bleibt jedoch immer noch die alte Version im Windows Store.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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