Massive Abschreibungen:Deutsche Bank rechnet mit Rekordverlust

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  • Die Deutsche Bank hat massive Verluste für das dritte Quartal angekündigt.
  • Als Gründe werden Abschreibungen und Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten angegeben.
  • Für Aktionäre könnte die Dividende ausfallen, bei Mitarbeitern werden die Boni gekürzt..

Massive Verluste bei der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank hat am Mittwochabend angekündigt, für das dritte Quartal massive Verluste zu erwarten: 6,2 Milliarden Euro nach Steuern. Als Grund werden sowohl gigantische Abschreibungen angekündigt als auch Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten.

Selbst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 hatte die Bank keinen so hohen Fehlbetrag ausgewiesen. In einem Statement heißt es, dass Aktionäre mit einem Ausfall der Dividende rechnen müssen. Auch das wäre ein Novum in der Firmengeschichte.

Auch Postbank-Wert wird reduziert

Allein auf den Geschäfts- und Firmenwert im Privatkundengeschäft sowie im Investmentbanking schreibt der Konzern nun etwa 5,8 Milliarden Euro ab. In diesen Bereichen will Co-Chef John Cryan besonders stark umbauen und sparen. Dabei reduzierte die Deutsche Bank auch den Wert ihrer Tochter Postbank, von der sie sich im kommenden Jahr trennen will. Weitere 600 Millionen Euro wird das größte deutsche Geldhaus auf ihre knapp 20-prozentige Beteiligung an der chinesischen Bank Hua Xia abschreiben, die nun ebenfalls veräußert werden soll.

Die Rückstellungen für die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten der Bank werden sich auf etwa 1,2 Milliarden Euro belaufen. Allerdings könnte sich diese Zahl noch erhöhen, bis die Bank ihre Bücher für das abgelaufene Quartal schließt. Die endgültigen Zahlen will das Institut am 29. Oktober vorlegen.

Aktie fällt um sechs Prozent

Im nachbörslichen Handel fiel der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie um sechs Prozent in die Tiefe. Das Papier des Konkurrenten Commerzbank sackte um zwei Prozent ab.

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Mit den Abschreibungen bereitet Cryan eine Neuausrichtung der Bank vor. Diese soll Ende des Monats vorgestellt werden. Cryan hatte im Juli die Nachfolge von Anshu Jain angetreten, der das Vertrauen der großen Investoren verloren hatte. Diese waren unzufrieden, weil die Rendite schwach und kein Ende der unzähligen Skandale absehbar ist. Jain hatte die neue Strategie noch auf den Weg gebracht. Im Kern sieht sie eine deutliche Schrumpfkur für das Geldhaus vor, weil es sich seine riesige Bilanz in Zeiten strengerer Regulierung nicht mehr leisten kann.

Bei den Mitarbeitern wird gekürzt

Die Mitarbeiter der Deutschen Bank müssen sich wegen des Rekordverlusts im nun auf sinkende Boni einstellen. Die Aktionäre erwarteten "zu Recht, dass die Mitarbeiter einen Teil der Belastung tragen", schrieb Cryan in einer Botschaft an alle 98 000 Mitarbeiter des Dax-Konzerns. "Dies vor Augen möchte ich betonen, dass ich mich persönlich dafür einsetzen werde, einen fairen Ausgleich zwischen Mitarbeiter- und Aktionärsinteressen zu finden."

Es seien noch keine Entscheidungen hinsichtlich der Vergütung gefallen, erklärte der seit Juli amtierende Manager. "Wir werden die Diskussion darüber erst beginnen, wenn wir eine bessere Einschätzung haben, wie sich letztendlich das Ergebnis der Bank für das Gesamtjahr darstellen wird."

© SZ.de/dpa/rtr/hatr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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