Marketing:Ärger für zwei Euro

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"Hilfe!", steht in der Betreffzeile der E-Mail, die die Hostelkette A&O in den vergangenen Tagen an zahlreiche Kunden verschickte. Das Unternehmen hatte mit einer Rabattaktion vor den Weihnachtsfeiertagen Erfolg - ein bisschen zu viel Erfolg.

Von Valentin Dornis

"Hilfe!", steht in der Betreffzeile der E-Mail, die die deutsche Hostelkette A&O in den vergangenen Tagen an zahlreiche Kunden verschickte. Das Unternehmen hatte mit der Aktion "Zwei Euro pro Bett" versucht, seine Häuser in mehreren europäischen Großstädten vor den Weihnachtsfeiertagen noch voll zu kriegen. Der Plan ging offenbar auf, jetzt sind die Hostels laut der Rundmail "hoffnungslos überbucht". A&O braucht deshalb dringend die Hilfe seiner Kunden. So umschreibt die Marketing-Abteilung den Umstand, dass zahlreiche Kunden ihren Vorweihnachtsurlaub umplanen oder gar streichen müssen und auch noch nachsichtig mit der Hostelkette sein sollen. Das wird nicht klappen, dachte sich wohl auch A&O - und setzte darauf, sich die Gunst der Kunden erkaufen zu können.

Das erste Angebot, ein Fünf-Euro-Gutschein von Amazon bei Stornierung der Übernachtung, stieß aber nicht auf ausreichende Resonanz. Deshalb legte die Hostelkette nun nach: Entweder könne der Kunde seine Übernachtung stornieren, "dann überweisen wir dir 50 Euro". Oder er bucht seine Übernachtung um, auf ein anderes Hostel oder einen anderen Zeitraum. Dann gibt's immerhin 30 Euro Entschädigung.

Große Rabattaktionen im Internet geraten schnell zu einer Art Online-Glücksspiel: Bekomme ich den versprochenen Rabatt wirklich? Oder habe ich nur Ärger damit? Gerade in der Tourismusbranche passieren solche Pannen häufiger. Die inzwischen insolvente italienische Fluggesellschaft Alitalia verschenkte bei einer Facebook-Aktion einmal aus Versehen Tausende Flüge. Clevere Nutzer hatten herausgefunden, dass sie einen Rabatt von etwa 200 Euro für den japanischen Markt auch in Europa nutzen können - hier kosteten die günstigeren Verbindungen mit dem Rabatt oft überhaupt nichts mehr. Alitalia stornierte dieTickets, und der Ärger war groß.

Solche Fehler haben inzwischen sogar eigene Start-ups wie Urlaubsguru oder Urlaubspiraten hervorgebracht, die sich darauf spezialisiert haben, über soziale Netzwerke Reise-Rabatte und Preisfehler zu verbreiten. Im Falle von A&O hat es sich jedenfalls gelohnt, zuzuschlagen: Wer eine Übernachtung storniert, macht bei einem Einsatz von zwei Euro im Idealfall 50 Euro Gewinn. Allerdings geht diese Rechnung leider nur auf, wenn der Kunde seine Anreise zur günstigen Übernachtung noch nicht gebucht hat - dann geht der Ärger nämlich weiter.

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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