Machtkampf bei Siemens:Ackermann könnte gegen Kaeser stimmen

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Josef Ackermann findet die Ablösung von Siemens-Chef Löscher "würdelos". (Foto: AFP)

Die Entscheidung sei würdelos: Aufsichtsrat-Vize Ackermann verurteilt laut einem Medienbericht den Entschluss Siemens-Chef Löscher abzulösen - und wird Nachfolger Kaeser möglicherweise seine Stimme verweigern. Damit wäre er nicht allein.

Der bevorstehende Machtwechsel an der Siemens-Spitze hat zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen Aufsichtsratschef Gerhard Cromme und seinem Stellvertreter, Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, geführt. Dieser habe sich am vergangenen Samstag vehement gegen die Empfehlung des Aufsichtsratspräsidiums zur Absetzung von Siemens-Chef Löscher und den möglichen Nachfolger Joe Kaeser gestemmt, berichtet der Spiegel unter Berufung auf Insider.

Der Siemens-Konzern hat erst am Samstag mitgeteilt, dass der Aufsichtsrat am Mittwoch einen neuen Vorstandschef wählen will. Der bisherige Finanzvorstand Joe Kaeser hat dabei die besten Aussichten auf den Posten.

Nach Berichten des Spiegels hatte Cromme ursprünglich geplant, schon am vergangenen Wochenende einen Konsens über die Ablösung Löschers herbeizuführen. Ackermann sowie zwei weitere Mitlglieder der Anteilseignerseite haben sich jedoch quergestellt, berichtet auch die Nachrichtenagentur Reuters. Sie fänden die Hauruck-Verabschiedung von Löscher "würdelos", zitiert der Spiegel aus dem Umfeld Ackermanns. Möglicherweise würden sie daher Kaeser am Mittwoch ihre Stimme verweigern.

Dem Bericht zufolge wird zudem spekuliert, dass Ackermann Ambitionen auf den Posten als Aufsichtsrats-Chef haben soll. Anstelle von Kaeser favorisiere Ackermann unter anderem Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld als obersten Konzernlenker, heißt es unter Berufung auf Konzernkreise. Ein Sprecher Ackermanns dementierte die Berichte und sagte, der frühere Deutsche-Bank-Chef habe noch nicht entschieden, wie er bei der Abstimmung des Aufsichtsrats über einen neuen Vorstandschef am Mittwoch votieren werde. Die Wahl als Siemens-Chef ist Joe Kaeser aber wohl ohnehin sicher.

Der Druck auf den 55-jährigen Löscher hatte noch einmal massiv zugenommen, nachdem er am Donnerstag vergangener Woche das geplante Renditenziel von zwölf Prozent bis zum Jahr 2014 zurücknehmen musste.

Zuerst hatte sich Löscher entschieden geweigert abzutreten und seinen Weggang von einem Rücktritt Crommes abhängig gemacht. Am Montag lenkte er dann aber ein. Über eine einvernehmliche Trennung werde bereits verhandelt, hieß es aus Konzernkreisen.

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