Lufthansa:Piloten streiken am Dienstag und Mittwoch

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Die Passagiere müssen sich erneut auf massive Flugausfälle einrichten. Erst sind Kurz- und Mittelstrecken betroffen, dann alle Routen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Piloten der Lufthansa setzen in der kommenden Woche ihren Streik fort. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) kündigte am späten Sonntagabend einen weiteren Ausstand sowohl für Dienstag als auch für Mittwoch an. Am Dienstag streiken die Piloten der Kurz- und Mittelstreckenflotte, am Mittwoch sind alle Flüge betroffen.

Der Entscheidung der Gewerkschaft war ein kurzfristig angesetztes Treffen mit Lufthansa vorausgegangen, dieses sei aber "ergebnislos" verlaufen, so die VC. "Es liegt weiterhin kein verhandlungsfähiges Angebot der Lufthansa zur Vergütung der Piloten vor, so dass die Arbeitskampfmaßnahmen weitergeführt werden müssen," sagte VC-Vorstand Jörg Handwerg. "Es ist völlig unverständlich, dass ein Tarifpartner sich nach wie vor strikt weigert, zumindest ein Angebot vorzulegen, auf dessen Basis man verhandeln kann. Lufthansa betonte, man sei "sehr enttäuscht von der Entscheidung. Diese sei "nicht akzeptabel.

Die Piloten hatten in der vergangenen Woche seit Mittwoch durchgehend gestreikt, am Samstag hoben die Flüge auf den Kurzstrecken nicht ab. Insgesamt waren knapp eine halbe Million Passagiere von den Streiks betroffen. Die Piloten wollen mit den Aktionen ein Gehaltsplus von rund 20 Prozent durchsetzen, weil der aktuelle Tarifvertrag bereits 2011 ausgelaufen ist und seither unverändert fortläuft, bis ein neuer abgeschlossen ist. Die Lufthansa bietet 2,5 Prozent mehr Geld.

Die Piloten wollen unbedingt verhindern, dass Lufthansa die Billigsparte Eurowings weiter ohne Einschränkung ausbaut. Sie befürchten, dass dadurch die komfortablen Arbeitsbedingungen und hohen Gehälter im klassischen Geschäft nicht mehr zu halten sind. Ende 2015 hatte ein hessisches Gericht einen früheren VC-Streik für nicht rechtmäßig erklärt, weil nach seiner Ansicht das Thema Eurowings das Hauptmotiv war. Im Protest gegen eine rein unternehmerische Entscheidung sind Streiks aber unzulässig.

Von Januar bis Ende Juli hatten sich Lufthansa und die VC offenbar weitgehend angenähert. Die VC hatte dem Vernehmen nach erhebliche Zugeständnisse gemacht, vor allem bei der Altersversorgung, die die Bilanz der Lufthansa stark belastet. Die Lufthansa war im Gegenzug bereit, Eurowings-Piloten einen Weg in die Cockpits der Lufthansa zu öffnen. Am Ende scheiterten die Gespräche aber. Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, in letzter Minute neue Forderungen gestellt zu haben.

Unterdessen treibt das Unternehmen den Umbau der Flotte voran

Im September machte Lufthansa den Piloten noch einmal ein Angebot für eine Gesamtlösung, die bei den Gehältern ein Plus von 4,4 Prozent sowie eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern vorsah. Auch die Altersversorgung und der Vorruhestand waren dort neu geregelt. Die VC lehnte das Angebot damals und zuletzt am Freitag ab.

Unterdessen beschleunigt Lufthansa den Umbau zugunsten günstiger Arbeitsplätze bei Eurowings: 15 Maschinen der Germanwings, deren Piloten annähernd nach Lufthansa-Bedingungen bezahlt werden, gehen früher als geplant aus der Flotte, wenn das geplante Miet-Geschäft mit Air Berlin fix ist. Damit verschlechtern sich die Karrierechancen der Lufthansa-Piloten erheblich, sie müssen derzeit etwa 20 Jahre auf die Beförderung zum Kapitän warten. Früher waren zehn bis zwölf Jahre üblich.

Die Lufthansa kämpft seit vielen Jahren mit sehr hohen Personalkosten und fordert von den eigenen Piloten vor allem eine höhere Produktivität. Bei den Betriebsrenten soll künftig nur noch die Höhe der Beiträge garantiert werden und nicht mehr die Höhe der Auszahlung. Die meisten Elemente des Programms sind unstrittig, doch die Piloten fordern bei Eurowings mehr Mitspracherechte, als das Unternehmen ihnen zugestehen will.

Lufthansa steht im Wettbewerb mit Fluggesellschaften, deren Kosten pro Sitzplatz rund 40 Prozent niedriger legen. Die Flotte des Kerngeschäftes schrumpft seit vier Jahren, während die Eurowings-Sparte schnell wächst.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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