Lufthansa:Neues Angebot

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Traumjob? Für viele Nachwuchspiloten ist die derzeitige Lage wohl eher ein Albtraum. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Der Lufthansa-Chef bietet Piloten neue Gespräche an. Die Ziele für 2015 sind leicht erreichbar, kritisieren die.

Von Karl-Heinz Büschemann und Max Hägler, München/Stuttgart

Im Streit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) mit der Lufthansa gibt sich Unternehmenschef Carsten Spohr am Wochenende gesprächsbereit. Spohr, der seit anderthalb Jahren mit den Piloten über Maßnahmen zur Kostensenkungen bei der Fluggesellschaft streitet, hat den Piloten ein neues Gesprächsangebot gemacht. Konkret will er mit den Piloten über Maßnahmen reden, welche "die Interessen der Mitarbeiter berücksichtigen und andererseits zu den notwendigen Kostensenkungen führen". Die Fluggesellschaft teilte am Freitag mit, sie sei auch bereit, über die neue Wiener Tochtergesellschaft Eurowings Europe zu sprechen. Das bringt einen neuen Ton in die verhärtete Konfrontation zwischen den Piloten und dem Konzern.

Die Gründung von Eurowings Europe hatte die Piloten besonders provoziert. Die trug dazu bei, dass ihre Gewerkschaft für die 5400 Lufthansa-Mitglieder den 13. Streik seit dem April vorigen Jahres ankündigte. Die Lufthansa stellt in ihrer neuen österreichischen Tochter, die auf der Langstrecke Anfang November den Flugbetrieb aufnehmen soll, Piloten zu Gehältern ein, die etwa 40 Prozent unter den Bezügen von deutschem Lufthansa-Personal liegen. Eurowings, so fürchten die Piloten, könne die Gehälter auch der Lufthansa-Piloten in Deutschland unter Druck bringen. Obwohl VC das erneute Gesprächsangebot bisher nicht angenommen habe, so die Lufthansa, sei das Unternehmen jederzeit bereit, neue Termine zu vereinbaren.

Die Piloten halten Spohr entgegen, dass er mit seinen Sparmaßnahmen überziehe und es dem Unternehmen keineswegs schlecht gehe. Für 2015 werde das Unternehmen das beste Betriebsergebnis seiner Geschichte erzielen, sagen sie. Spohr selbst verriet am Freitag auch, das Unternehmen habe "einen unerwartet guten Sommer" erlebt, das Geschäft sei "deutlich besser" als erwartet. Das angestrebte Betriebsergebnis von mehr als 1,5 Milliarden Euro werde die Lufthansa "komfortabel erreichen". Auch das Geschäft bei der Tochtergesellschaft Germanwings sei besser gelaufen als erwartet. Er erwarte einen zweistelligen Millionenbetrag als Gewinn. Der Aktienkurs machte daraufhin einen Sprung nach oben.

Spohr will künftig auch die Altersversorgung der Piloten im Konzern stutzen

Allerdings sagt Spohr auch, das Ergebnis lasse sich nicht halten, wenn sich nichts am Kostengefüge ändere. Im Gewinn von 2015 seien Sondereffekte enthalten, wie günstige Kerosinpreise und ein vorteilhafter Euro-Wechselkurs. Besonders schwer wiegt bei der Lufthansa die Altersversorgung für die Mitarbeiter. Allein für die Pensionen musste die Gesellschaft im ersten Quartal dieses Jahres drei Milliarden Euro zusätzlich in der Bilanz zurückstellen. Das ist durch die Niedrigzinspolitik der EZB nötig geworden. Allein im vergangenen Jahr belasteten die künftigen Pensionen den Lufthansa-Gewinn um 475 Millionen Euro. Die Fluggesellschaft ist der Dax-Konzern mit den höchsten Pensionsverpflichtungen. Diese betragen heute knapp das Vierfache des Eigenkapitals, das inzwischen auf 2,6 Milliarden Euro geschrumpft ist. Der Vorstand nennt die Entwicklung "bedrohlich".

Deshalb will Spohr künftig die Altersversorgung der insgesamt 10 000 Piloten im Konzern stutzen, von denen die Hälfte durch VC organisiert ist. "Wir haben die besten Piloten der Welt", sagt der Konzernchef, der selbst ausgebildeter Flugzeugführer ist. "Aber wir müssen sie uns in Zukunft auch leisten können." Die Lufthansa sei von Billigfliegern wie Ryanair, Easyjet, Vueling und Norwegian umgeben. Dazu kämen staatliche Fluggesellschaften, die massiv von ihren Regierungen unterstützt werden. Diese Konkurrenz mache dem Konzern zu schaffen. Dazu kämen unterschiedlichen Kosten: Ein Lufthansa-Kapitän, der im Durchschnitt 180 000 Euro verdiene, müsse 700 Stunden im Jahr fliegen, sagt Spohr. Sein Kollege von der Nahost-Gesellschaft Emirates müsse aber 900 Stunden in der Luft sein.

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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