Lufthansa:Jetzt auch Ufo

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Nach der Schlichtung mit den Piloten drohen nun die unabhängigen Flugbegleiter mit Streik ab Juli.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Piloten der Lufthansa haben es weit gebracht. Sobald sie über den seit langem andauernden Konflikt mit ihrem Arbeitgeber etwas zu sagen haben, bricht in der Konzernzentrale Panik aus, es droht ja vielleicht der nächste Streik. Und so hat sich die Fluggesellschaft nun sicherheitshalber in eine zweifelhafte Schlichtung mit den Piloten gerettet. Die Flugbegleiter standen nicht so sehr im Fokus, weil sie bis zuletzt verhandeln und schlichten wollten. Doch nachdem sie nun auch Streiks ab 1. Juli androhen, können sie sich jetzt größerer Aufmerksamkeit sicher sein. Die Lufthansa hat Ufo-Vertreter prompt am Montag zu einem Gespräch geladen, das am Mittwoch stattfinden soll.

Die Gewerkschaft Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) hatte vorher noch erklärt, warum sie nach der im Sande verlaufenen Schlichtung unter der Leitung der beiden Ex-Politiker Hertha Däubler-Gmelin und Friedrich Merz eigentlich nicht mit der Lufthansa verhandeln, sondern stattdessen streiken will. Kurz zusammengefasst lautet der Vorwurf: Die Lufthansa will von der Ausgangsvereinbarung, auf deren Basis die Schlichtung begonnen hatte, nichts mehr wissen. "Die Lufthansa hat das Verfahren absichtlich scheitern lassen", so Ufo-Chef Nicoley Baublies.

Deswegen droht die Ufo damit, am 1. Juli erstmals zu streiken. Lufthansa könne dies abwenden, wenn sie die vereinbarte Ausgangslage der Schlichtung und die Nachwirkung gekündigter Tarifverträge anerkennt und bis zum 30. Juni um neun Uhr ein "materielles Angebot" vorlegt, so Baublies. Ansonsten soll von Anfang Juli an bis zum 16. September immer wieder gestreikt werden: Termine, Orte und Länge der einzelnen Ausstände will die Gewerkschaft am 1. Juli bekanntgeben, damit sich die Passagiere darauf einstellen können.

Die Gewerkschafter werfen der Personalvorständin vor, das Grundsatzpapier zu ignorieren

Baublies zufolge hat Ufo bislang ganz bewusst eine andere Strategie als die Vereinigung Cockpit (VC) gewählt und darauf gesetzt, sich mit der Lufthansa ohne Streiks in Verhandlungen zu einigen. Auch bei den Flugbegleitern geht es nur vordergründig um die üblichen Probleme, die Lufthansa derzeit konzernweit in den Griff bekommen will: Die Übergangsversorgung und die Altersversorgung, Arbeitsbedingungen und Kostensparen. Doch im Hintergrund spielt der Aufbau der Billigsparte Eurowings eine entscheidende Rolle - Ufo will für die Mitarbeiter möglichst gute Bedingungen verhandeln und gleichzeitig die Mitglieder, die für die Kernmarke Lufthansa fliegen dürfen, absichern. Dabei habe die Gewerkschaft sogar angeboten, bei Eurowings Tarifverträge zu Billigflug-Bedingungen abzuschließen.

Fast drei Monate lang hat der mutmaßlich vom Co-Piloten bewusst herbeigeführte Absturz des Germanwings-Airbus am 24. März, den Tarifstreit in den Hintergrund rücken lassen, doch langsam kehrt auch dort wieder der Alltag ein. In Kreisen der Organisation Ufo heißt es, die Art und Weise, wie Lufthansa verhandele, vermittele den Eindruck, das Management wolle die verlorene Zeit aufholen und zeige sich deswegen besonders kompromisslos.

Im Mittelpunkt der Ufo-Kritik steht Personalvorständin Bettina Volkens. Diese halte sich nicht an zentrale Punkte eines Grundsatzpapiers, den Ufo und Lufthansa Ende 2014 erreicht hatten. Auf der Grundlage des Papiers hatte sich die Gewerkschaft aber dazu bereit erklärt, mehrere Maschinen des Typs Airbus A340 innerhalb des sogenannten Jump-Projektes mit weniger Flugbegleitern auf Strecken fliegen zu lassen, die das Unternehmen anderweitig nicht mehr profitabel betreiben konnte. Das Konzept sollte sogar auf alle Langstreckenmaschinen ausgeweitet werden, die ohne First Class fliegen - rund ein Drittel der Großraumflotte. Zugesagt war im Gegenzug ein weiteres Wachstum der Lufthansa - doch davon ist nun nicht mehr die Rede.

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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