Lufthansa:"Die Nase voll von den Streiks"

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Das Bodenpersonal ist sauer auf die Piloten und protestiert. Und die Lufthansa-Führung? Macht ein neues Angebot.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) rechnet trotz eines neuen Angebots der Lufthansa mit keiner schnellen Lösung. "Dieser Tarifkonflikt kann noch lange dauern", heißt es in einem Schreiben der Tarifkommission der Piloten. Die Fluggesellschaft bot am Mittwoch an, die Vergütung der Piloten könne in zwei Stufen um insgesamt 4,4 Prozent steigen, zudem werde eine Einmalzahlung angeboten. Der Vorschlag sei "nicht an weitere Bedingungen geknüpft", also an Einsparungen anderswo.

Das Angebot sieht vor, dass die Vergütung in diesem Jahr um 2,4 Prozent steigt und im nächsten Jahr um weitere 2,0 Prozent. Bereits am Freitag hatte Lufthansa eine Lohnerhöhung um 4,4 Prozent und eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern angeboten. Dies war allerdings eingebettet in einen Gesamtvorschlag zu verschiedenen offenen Punkten in dem komplizierten Tarifkonflikt. Damals hieß es, die Anhebung würde ermöglicht, weil es "an anderer Stelle" zu Einsparungen käme. Das neueste Angebot wurde der Gewerkschaft laut Lufthansa am Dienstagabend übermittelt. Mit dem Vorschlag zur Tariferhöhung ohne weitere Bedingungen werde "auf eine zentrale Forderung" der Vereinigung Cockpit eingegangen, betonte die Fluggesellschaft. "Wir wollen schnellstmöglich an den Verhandlungstisch zurückkehren", erklärte Personalvorstand Bettina Volkens.

Die Gewerkschaft rief am Mittwoch zum Streik auf allen Kurz- und Langstreckenflügen auf, Lufthansa konnte nur wenige Verbindungen aufrechterhalten. Die Piloten trafen sich zu einer Kundgebung am Frankfurter Flughafen, um ihren Forderungen nach einem Gehaltsplus von mehr als 20 Prozent Nachdruck zu verleihen.

Zugleich hatte der Betriebsrat "Boden", der die Bodendienstmitarbeiter des Unternehmens vertritt, zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Er hält den Pilotenstreik für unsolidarisch und forderte ein schnelles Ende des "zerstörerischen Streits". Bei Lufthansa gebe es eine schweigende Mehrheit, die von den Streiks die Nase voll habe, sagte Betriebsrats-Mitglied Ruediger Fell. "Was immer die Piloten herausholen, muss am Ende des Tages an anderen Stellen im Unternehmen gegenfinanziert werden." Für Donnerstag rechnet Lufthansa mit einem weitgehend normalen Flugbetrieb, nachdem die Gewerkschaft bislang keinen neuen Streik angekündigt hat.

© SZ vom 01.12.2016 / jfl, dpa, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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