Lufthansa:Aus Propeller-Zeiten

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Der Konzern schafft die traditionsreiche Mitarbeiterzeitung "Der Lufthanseat" ab - nicht mehr zeitgemäß, heißt es.

Von Jens Flottau

Das Jahr 1955 war für Lufthansa ein denkwürdiges Jahr. Die neu gegründete Fluggesellschaft startete zehn Jahre nach dem Endes des Zweiten Weltkrieges ihre ersten Linienflüge. Am 1. April 1955 gegen 7.50 Uhr morgens hoben fast gleichzeitig zwei Convair 340 in Hamburg und München ab und eröffneten so den Flugverkehr zwischen den beiden Städten - mit Zwischenstopps in Düsseldorf und Frankfurt.

Die alten Propellerflugzeuge sind natürlich längst im Museum oder verschrottet und durch viel moderne Jets ersetzt worden. Aus der gleichen Zeit stammt auch der Lufthanseat, die Mitarbeiterzeitung des Konzerns. Für sie ist nun ebenfalls Schluss: Am Freitag kam sie nach 60 Jahren zum letzten Mal heraus, sie soll nun, wie die Flugzeuge, durch etwas Moderneres ersetzt werden.

Böse Zungen behaupten, der Lufthanseat sei im übertragenen Sinne all die Jahre auf dem Stand der Convair geblieben. Das ist natürlich sehr übertrieben, aber intern war das zentrale Kommunikationsorgan schon länger umstritten. Die einen, vornehmlich Piloten und neuerdings Flugbegleiter, beklagten, die Mitarbeiterzeitung sei zum Verlautbarungsorgan des Vorstandes verkommen - wenn sie es denn überhaupt noch gelesen haben. Die andere Seite wiederum beklagte, dass diejenigen, die mit der Zeitung eigentlich erreicht werden sollten, nicht erreicht werden, weil sie im Cockpit oder in der Kabine lieber andere Dinge auf dem Smartphone oder iPad lesen.

Das soll sich jetzt ändern. Lufthansa will ihre Mitarbeiter künftig auf mehreren digitalen Kanälen anfunken. Es gibt ein Internet-Portal mit Neuigkeiten aus dem Unternehmen, eine App sowie neue Möglichkeiten im Intranet, auf die Inhalte mit Kommentaren zu reagieren.

All dies soll unter der neuen Marke "One" stattfinden. Das soll die Einheit des Konzerns betonen, zu dem ja mittlerweile auch viele Gesellschaften wie Eurowings gehören, die nicht mehr Lufthansa heißen. Ein letztes Highlight lieferte aber vor kurzem noch einmal der alte Lufthanseat. "Und? Was hat's gebracht?", titelte er provokativ nach dem Streik der Flugbegleiter? Die Personalvertreter sollen getobt haben.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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