Venezuela:Plündern, was noch übrig ist

Der Präsident des Landes hat den Mindestlohn erneut erhöht. Wenn aber die Preise fürs Allernötigste viel schneller steigen, hilft das wenig.

Von Vivien Timmler

Wer einen Indikator dafür sucht, dass es mit einem Land bergab zu gehen droht, der werfe einen Blick auf die Jugend. Findet sie zu Abertausenden keine Arbeit, lungert auf den Straßen herum oder sieht sich gezwungen, noch vor dem Abschluss auszuwandern, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, dann läuft irgendetwas in diesem Land ganz grundlegend falsch. Das ließe sich auch über Venezuela konstatieren. Doch das Land ist über diesen Punkt längst hinaus. Venezuela versinkt immer tiefer im Chaos. Das verdeutlicht eben jener Blick auf viele junge Menschen: Wenn sie nicht gerade gegen ihren Präsidenten Nicolás Maduro demonstrieren, müssen sie im Müll nach Essbarem suchen, beginnen zu stehlen oder plündern Supermärkte, wie hier in Maracay.

Es fehlt an fast allem, vor allem Grundnahrungsmittel wie Eier oder Speiseöl sind kaum noch zu bekommen, selbst das Toilettenpapier ist aus. Zudem hat die Inflation die Löhne wertlos gemacht. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass sie 2017 noch auf 720 Prozent steigen könnte. Und was macht Maduro? Erhöhte am Sonntag nun schon zum dritten Mal seit Jahresbeginn den Mindestlohn, zunächst im Februar um 50, dann im April um 60 und jetzt erneut um 50 Prozent. Gegen die Inflation kommt er damit nicht an, sie ist längst außer Kontrolle geraten - und könnte durch die Erhöhung des Mindestlohns eher noch angeheizt werden.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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