Lagardère kommt nicht zur Hauptversammlung:Eklat bei EADS

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Ist der Ruf schon ramponiert, kann man ihn gleich ganz ruinieren: Arnaud Lagardère soll neuer Chef des Verwaltungsrats des Konzerns EADS werden, doch bei der entscheidenden Versammlung fehlt er einfach. Seine Aufmerksamkeit konzentriert sich öffentlich sichtbar auf seine 21-jährige Freundin Jade Foret.

Jens Flottau

Fotos gibt es von Arnaud Lagardère, 51, viele. Eines zeigt den französischen Medienunternehmer, ausgestattet mit einer modischen Kurzhaarfrisur, am vergangenen Dienstag beim Tennisturnier French Open - zusammen mit seiner Verlobten, dem 21-jährigen belgischen Model Jade Foret. Sie sitzen in einer Loge und schauen zu, wie die Profis um den Einzug in die nächste Runde kämpfen - ein Bild der Harmonie und Entspannung.

Turtelten auf der Tribüne beim Tennis in Paris: Arnaud Lagardère und seine Verlobte Jade Foret. Bei der Hauptversammlung von EADS fehlte Lagardère zum Unmut vieler. (Foto: AFP)

An diesem Donnerstag sorgte Lagardère dagegen für einen Eklat. Statt wie geplant bei der Hauptversammlung des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS in Amsterdam aufzutauchen - immerhin soll er der neue Chef des Verwaltungsrates werden -, fehlte der Mann, der zusammen mit dem neuen EADS-Vorstandschef Thomas Enders lenken soll. Lagardère gab keine öffentliche Erklärung ab, warum er nicht nach Amsterdam reiste. "Andere Verpflichtungen", hieß es lapidar, hielten ihn von der Teilnahme ab. Lagardère wurde mit lediglich 88 Prozent Zustimmung in den Verwaltungsrat gewählt, alle anderen erhielten deutlich mehr. Im Anschluss traf sich dann der neue Verwaltungsrat und wollte Lagardère zum neuen Vorsitzenden ernennen. Er löst damit Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber ab. Lagardère dürfte sein ohnehin schon intern und extern ramponiertes Image mit dem Fehlen ruiniert haben.

Lagardères Unternehmen besitzt zwar nur 7,5 Prozent der EADS-Anteile, er vertritt aber über die Zweckgesellschaft Sogéade auch die Interessen des französischen Staates, der weiter 15 Prozent hält. Auf deutscher Seite sind derzeit noch ein Bankenkonsortium und Daimler die Kernaktionäre. Beide wollen jedoch ihre Anteile loswerden, daher wird voraussichtlich bis Jahresende die Bankengruppe KfW 15 Prozent kaufen. Wie Daimler will auch Lagardère mittelfristig ganz aussteigen. Der Franzose will seine Anteile nur so lange halten, bis das neue Langstreckenflugzeug Airbus A350 erstmals ausgeliefert wird, das ist frühestens im Jahr 2013.

Arnaud Lagardère hat schon in den vergangenen Jahren bei EADS-Sitzungen häufig gefehlt, ihn interessiert die Luftfahrt nur am Rande. Zuletzt konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit erkennbar auf Freundin Jade Foret, die er bald heiraten will. Doch als Verwaltungsratsvorsitzender, so hofften viele in dem Gremium, werde er die Sache ernster nehmen und ein Gegengewicht zum voraussichtlich starken Vorstandschef Enders bilden. Daran gibt es spätestens seit dem Nichtauftritt in Amsterdam Zweifel.

Trichet als möglicher Nachfolger

Daimler-Vorstand Uebber, der den Verwaltungsrat bislang leitete, wird wohl eine starke Figur bleiben. Mit Enders hat er schon in den vergangenen Monaten den Wechsel vorbereitet und strukturelle Veränderungen durchgesetzt: So haben künftig EADS und die wichtigste Tochter Airbus gemeinsame Vorstände für Finanzen und Personal. Auch die von den Kernaktionären unabhängigen Verwaltungsräte wie der Industrielle Lakshmi Mittal werden wohl mehr Einfluss bekommen, indirekt ist das gut für EADS. Vor allem dürfte Enders Rolle selbst noch stärker werden.

Gleichzeitig gewinnt eine weitere Personalie an Bedeutung: Jean-Claude Trichet, 69, der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), wurde am Donnerstag in den Verwaltungsrat gewählt - er war pünktlich anwesend in Amsterdam. Der Franzose gilt als möglicher Nachfolger von Lagardère an der Spitze des Verwaltungsrates.

Und ein weiterer Franzose zeigte sich in Amsterdam als Vorbild: Der scheidende EADS-Chef Louis Gallois verzichtet auf eine Zahlung in Höhe von fast 500 000 Euro, die er bekommen sollte, damit er nicht für die Konkurrenz arbeitet. In seinem Alter sei es nicht sehr wahrscheinlich, dass er noch für Boeing arbeiten werde, meinte der 68-Jährige. Und dann fügte er mit Wehmut an: "Es war mir eine Ehre, für so viele Jahre dem Unternehmen zu dienen."

© SZ vom 01.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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