Kurzarbeit:Die Krise kommt bei Audi an

Lesezeit: 2 min

Nach Mercedes und BMW erwischt es nun auch Audi: Die VW-Tochter beantragt zum ersten Mal seit 1993 Kurzarbeit. 25.000 Mitarbeiter in den Werken Ingolstadt und Neckarsulm sind betroffen.

Michael Kuntz

In zwei Wochen zu Fasching und vor Ostern ruht die Produktion in Ingolstadt. In Neckarsulm werden die Schichten verkürzt. 25000 Mitarbeiter sind betroffen. Weitere Kurzarbeit soll es bis zur Jahresmitte bei Audi aber nicht geben. "Wir haben eine Marktkrise, aber keine Audi-Krise", sagt Audi-Personalvorstand Werner Widuckel der Süddeutschen Zeitung.

Produktion bei Audi in Ingolstadt: Die Beschäftigungsgarantie gilt auch in der Krise. (Foto: Foto: Reuters)

Audi reagiert w ie die anderen großen Autobauer auf einen Rückgang der Verkäufe zu Jahresbeginn um gut ein Viertel. Im Hauptwerk Ingolstadt werden 17.000 der 32.800 Mitarbeiter kurzarbeiten.

In Neckarsulm werden 8000 von 13.700 Beschäftigten in der Faschingswoche nicht arbeiten. Hier wird pro Schicht eine Stunde weniger und bis Ostern an mehreren Montagen nicht produziert. 12.500 Fahrzeuge werden damit nicht gebaut.

"Wir werden auch 2009 systemkonform auszahlen"

Audi hat im vergangenen Jahr erstmals mehr als eine Million Autos produziert. Der Hersteller stockt das Kurzarbeitergeld für seine Mitarbeiter auf 95 Prozent des letzten Nettoeinkommens auf, allerdings werden die in der Vergangenheit gezahlten Zuschläge für Mehrarbeit dabei nicht eingerechnet.

Die Kurzarbeit gefährdet den Bonus für die Mitarbeiter nicht, denn der ist an die Höhe des im vorigen Geschäftsjahres erzielten Gewinnes gekoppelt. "Wir werden auch 2009 systemkonform auszahlen", sagt Widuckel.

Audi-Chef Rupert Stadler wird den Jahresüberschuss am 10. März verkünden. Die Leistungsprämie betrug vor einem Jahr durchschnittlich 5300 Euro pro Mitarbeiter.

Um das auf große, derzeit weniger gefragte Fahrzeuge spezialisierte Werk in Neckarsulm besser auszulasten, baut Audi dort jetzt mehr Fahrzeuge seines neuen Mittelklassemodells A4.

Es wird hauptsächlich in Ingolstadt hergestellt, wo auch der seit November erhältliche kleine Geländewagen Q5 vom Band läuft. Dieser wurde bereits 20.000-mal bestellt. Für ihn gibt es je nach Ausstattung noch Lieferzeiten zwischen sechs und zwölf Wochen. Die Zeit der Kurzarbeit will der Personalvorstand auch für die Weiterqualifizierung von Mitarbeitern nutzen, etwa für die Vorbereitung auf neue Produktionsabläufe.

Zum Betroffen von der Kürzung der Stückzahlen sind auch die Audi-Werke in Ungarn und Belgien. Im Motorenwerk Györ werden Freizeitansprüche zu Blöcken zusammengefasst. Vor allem aber wird die ausgehandelte Lohnerhöhung um vier Prozent in Form von zehn bezahlten freien Tagen gewährt. In Brüssel stellen 2200 "Audianer" den Audi A3 und den VW Polo her. Hier wurden 43 sogenannte Schließungstage vereinbart.

"Wir stehen robust da"

Audi beantragt zum ersten Mal Kurzarbeit seit 1993. "Wir stehen robust da und besser als vor 15 Jahren mit einer jungen Modellpalette und wegen der gelungenen Positionierung unserer Marke", glaubt Widuckel. "Dieses Vertrauen in die guten Perspektiven des Unternehmens resultiert aber auch aus der Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft unserer Mannschaft." Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 17 Produktionsstarts für neue Modelle.

Die im Jahr 2005 mit den Arbeitnehmern vereinbarte Beschäftigungsgarantie bis 2011 gelte auch in der Krise, so Widuckel. Die VW-Tochter wolle ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. "Die Arbeitsplätze bei Audi sind sicher", erklärt Widuckel: "Wir wollen nicht mit Angst regieren."

Abfindungsangebote werde es wie bisher nur in Einzelfällen geben. "Wir haben keine Abfindungsprogramme in Planung", sagt Widuckel. Es gebe keinen Einstellungsstopp. Im laufenden Jahr sollen 200 bis 300 Experten eingestellt werden. Auch die Zahl der Auszubildenden werde aufgestockt.

© SZ vom 20.2.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: