Küchenhersteller:Verdacht auf Insolvenzverschleppung nach Alno-Pleite

Küchenhersteller Alno

Die Zentrale des Küchenherstellers Alno in Pullendorf.

(Foto: dpa)
  • Die Behörden ermitteln gegen gegen zwölf ehemalige Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer der Alno AG und ihrer sechs Tochterunternehmen.
  • Es geht um den Verdacht auf Verdacht auf Insolvenzverschleppung und Betrug.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Ein halbes Jahr nach der Pleite des Küchenherstellers Alno hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Dienstag eine Razzia in sechs Bundesländern initiiert. Die Anklagebehörde ermittelt nach eigenen Angaben wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung und Betrug gegen zwölf ehemalige Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer der Alno AG und ihrer sechs Tochterunternehmen. Vier Staatsanwälte und mehr als 100 Einsatzkräfte durchsuchten Geschäftsräume und Privatwohnungen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt.

Die Aktiengesellschaft aus dem baden-württembergischen Pfullendorf hatte nach vielen Krisenjahren mit großen Verlusten im Juli 2017 Insolvenz angemeldet. Im Jahr zuvor war noch die bosnische Investorenfamilie Hastor eingestiegen und hatte versucht, das Unternehmen zu retten. Nach eigenen Angaben steckten die Hastors eine zwei- bis dreistellige Millionensumme in die Firma - vergeblich. Zwischendrin trennte sich der Clan vom Vorstandsvorsitzenden Max Müller, der die Hastors zuvor als Retter ins Boot geholt hatte. Ihm werfen die Hastors vor, er habe sie "getäuscht". Müller selbst weist als Vorwürfe zurück. Auch die Gewerkschaft IG Metall sprach von "haarsträubenden Fehlern" des ehemaligen Managements.

Das Vertrauen der Kunden ist beschädigt

Insolvenzverwalter Martin Hörmann hatte bereits im Januar am Rande einer Gläubigerversammlung in Hechingen angedeutet, dass die Alno AG wohl schon viel früher zahlungsunfähig gewesen sein könnte. Er nannte sogar zwei mögliche Daten: Ende 2016, oder sogar schon 2013 - das hänge von der Rechtsprechung ab.

Hörmann hatte die Alno-Tochter Pino im Oktober an den Küchenhersteller Nobilia veräußert. Kurz vor Weihnachten kaufte dann die britische Investment-Gesellschaft Riverrock die Alno-Reste für etwa 20 Millionen Euro auf. Hinter Riverrock steht unter anderen der Münchner Unternehmensberater Roland Berger. Sein Plan: Er will die Traditionsmarke als Herstellerin von Luxusküchen neu am Markt platzieren. Die Nachfolgefirma Neue Alno GmbH hat bereits den Betrieb aufgenommen und die ersten Küchen produziert. Ihr Geschäftsführer Andreas Sandmann hat eine überaus schwierige Aufgabe, denn in den vergangenen Jahren haben mangelhafte Lieferungen das Vertrauen der Kunden arg beschädigt.

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