Konjunktur:Kreditklemme schürt Pessimismus

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Von wegen Aufschwung: Die Konjunkturforscher vom Mannheimer ZEW schauen mit Sorge in die Zukunft - weil die Wirtschaft nicht mit ausreichend Kapital versorgt wird.

Wie es der deutschen Wirtschaft wirklich geht - diese Frage zu beantworten gleicht derzeit wohl dem berühmten Stochern im Nebel. Während die einen Experten bereits erste Signale der Besserung wahrnehmen, sehen andere die wirklich harten Zeiten noch auf die Wirtschaft zukommen.

Baustelle in Berlin: Die Forscher des ZEW schauen wieder pessimistischer in die Zukunft. (Foto: Foto: AP)

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gehört offenbar zur zweiten Gruppe. Die Forscher schauen voller Pessimismus in die Zukunft. Denn die Stimmung der deutschen Finanzexperten hat sich im Juli überraschend eingetrübt. Die ZEW-Konjunkturerwartungen seien um 5,3 Punkte auf 39,5 Punkte gesunken, teilten die Forscher mit. Zuvor war der Index acht Monate in Folge gestiegen.

Volkswirte hatten im Schnitt mit einer erneuten Aufhellung gerechnet. Immerhin die Beurteilung der aktuellen Lage verbesserte sich im Juli minimal. Sie legte um 0,4 Punkte auf minus 89,3 Zähler zu.

Ein erhebliches Risiko für die weitere konjunkturelle Entwicklung sei die Frage, wie die Vergabe von Krediten an Unternehmen und Haushalte funktionieren werde, erklärte das ZEW. Die überraschend gut ausgefallenen Zahlen zu den Auftragseingängen und der Industrieproduktion hätten die Erwartungen hingegen positiv beeinflusst.

Positive Signale für Ostdeutschland

ZEW-Präsident Wolfgang Franz sagte: "Die Stabilisierung der Lagebeurteilung und der Erwartungen bestätigt bisherige Prognosen, dass in diesem Jahr die Entwicklung der Wirtschaftsleistung in der Größenordnung von sechs Prozent zurückgeht." Die Wachstumsraten dürften sich bis ins nächste Jahr entlang der Nulllinie entwickeln.

Auch die Unternehmen sind vorsichtig mit Investitionen. Die Forscher des Münchner Ifo-Instituts rechnen für das Jahr 2009 mit einem Minus von 20 Prozent bei den Ausrüstungsinvestitionen. Das entspreche einem Rückfall auf das Investitionsniveau des Jahres 2004. Auch für das erste Halbjahr 2010 sei mit einem weiteren Minus bei den Ausgaben für Maschinen, Geräte und Fahrzeuge um sieben bis acht Prozent zu rechnen. "Eine wesentliche Ursache für die wegbrechende Nachfrage nach Investitionsgütern ist die mangelnde Auslastung der deutschen Industrie", schrieben die Experten.

Positive Signale sieht hingegen die Konkurrenz des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) - allerdings für die ostdeutsche Wirtschaft. Im zweiten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt zwar vermutlich um 1,1 Prozent geschrumpft, teilte das IWH mit.

Damit dürfte der Einbruch aber beendet sein: "Die vorlaufenden konjunkturellen Indikatoren aus dem Produzierenden Gewerbe weisen für das dritte Quartal auf eine Stabilisierung der Produktion auf niedrigem Niveau hin", schrieben die Forscher.

© sueddeutsche.de/dpa-AFX/Reuters/dpa/AP/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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