Konjunktur:Chinesische Lasten

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Die Exporte der Volksrepublik sind im Juli weitaus stärker als erwartet eingebrochen. Das ist auch ein Rückschlag für die Politiker in Peking.

Auf den Straßen Shanghais ist das Treiben noch immer rege wie eh und je. Dennoch sind Chinas Exporte im Juli stärker als erwartet eingebrochen und haben die Konjunkturaussichten eingetrübt. Die Ausfuhren gingen binnen Jahresfrist um 4,4 Prozent zurück, wie die Zollbehörde am Montag mitteilte. Die meisten Fachleute hatten lediglich mit einem Minus von 3,0 Prozent gerechnet. Auch bei den Importzahlen lagen die meisten Analysten mit ihren Prognosen daneben: Die Einfuhren der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft brachen um 12,5 Prozent ein - weitaus stärker als erwartet.

Ein deutlicher Rückschlag also für die Führung in Peking, die die Wirtschaft des Landes durch eine Stärkung der Binnennachfrage unabhängiger vom internationalen Umfeld machen möchte. "Die Zahlen signalisieren, dass der Außenhandel weiterhin zu Pekings Sorgenkindern gehört", meint Ökonom Frederik Kunze von der NordLB.

Vor allem das Handelsgeschäft mit den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union läuft nicht rund: Die Ausfuhren in die beiden wichtigsten Absatzmärkte gingen um 2,0 beziehungsweise 3,2 Prozent zurück. Und dies, obwohl die Landeswährung Yuan binnen Jahresfrist um mehr als sechs Prozent abgewertet hat und Güter aus der Volksrepublik damit auf den Weltmärkten günstiger zu haben sind. Dennoch blieb der erhoffte Aufwind für Chinas Ausfuhrwirtschaft aus, der die schwache weltweite Nachfrage und der Verfall der Rohstoffpreise zusetzt.

Zu den Exportschlagern gehörten neben Stahl auch Öl-Produkte. Beide Güter bieten chinesische Firmen angesichts von Überkapazitäten im eigenen Land zum Teil zu Schleuderpreisen an. So erzielte China mit der Ausfuhr von Raffinerie-Produkten im Juli einen Rekordwert.

Zuletzt hatten schon die Dienstleister im Land einer Umfrage zufolge an Schwung verloren. Zudem hatte die Industrie überraschend einen Dämpfer erhalten. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen verzeichneten einer Umfrage zufolge schrumpfende Geschäfte.

Im zweiten Quartal war die Wirtschaft des Landes allerdings mit 6,7 Prozent einen Tick stärker als gedacht gewachsen. Die schwächelnden Ausfuhren werden jedoch weiterhin die Achillesferse der chinesischen Wirtschaft bleiben, prophezeit Ökonom Julian Evans-Pritchard vom Analysehaus Capital Economics: "Das Exportwachstum dürfte noch einige Zeit mau ausfallen."

© SZ vom 09.08.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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