Konjunktur:Brexit bremst Britannien

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Die Wirtschaft im Königreich wächst überraschend langsam. Als Ursache der Abkühlung nennt die Behörde, dass bei Einzelhändlern und Hotels die Geschäfte schlechter liefen. Das hat auch mit dem sinkenden Pfund-Kurs zu tun.

Von Björn Finke, London

Jetzt hinterlässt der Brexit doch erste Spuren bei der Konjunktur im Königreich: Die britische Wirtschaft ist im ersten Jahresviertel überraschend langsam gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte lediglich um 0,3 Prozent zu, wie das Statistikamt Office for National Statistics berichtete. Im Schlussquartal 2016 war der Wert mehr als doppelt so hoch gewesen. Als Ursache der Abkühlung nennt die Behörde, dass bei Einzelhändlern und Hotels die Geschäfte schlechter liefen.

Vor dem EU-Referendum hatten Volkswirte und die Regierung gewarnt, dass die Unsicherheit nach einem Sieg des Brexit-Lagers das Land in eine Rezession stürzen könnte. Doch die Wirtschaft wuchs munter weiter, um 1,8 Prozent 2016. Für das laufende Jahr erwartet die Regierung ein Plus von zwei Prozent, womit das Wachstum schneller wäre als in Deutschland.

Dass der Brexit-Blues in der Wirtschaft bisher ausbleibt, ist den britischen Verbrauchern zu verdanken. Die Untertanen Ihrer Majestät haben sich von den politischen Querelen nicht die Lust am Shoppen verleiden lassen und stützen so die Konjunktur. Allerdings wird der Bummel über die High Street zu einem immer kostspieligeren Vergnügen. Nach dem EU-Referendum sank der Kurs des Pfund kräftig, und das verteuert Einfuhren, etwa von Lebensmitteln oder Benzin. Dies schlägt sich inzwischen auf den Preisschildern an den Supermarktregalen nieder. Die Inflationsrate lag im Februar mit 2,3 Prozent so hoch wie seit September 2013 nicht mehr.

Manche Briten fangen deswegen an, größere oder weniger wichtige Anschaffungen zu verschieben. Die Umsätze der Einzelhändler auf der Insel fielen darum im ersten Quartal so rasant wie zuletzt 2010. Und diese Schwierigkeiten spiegeln sich jetzt bei den Wachstumszahlen der Statistikbehörde wider. Die Verbraucher sind also nun eine weniger verlässliche Säule der Konjunktur. Das sind schlechte Nachrichten für das Land - und die Regierung, sechs Wochen vor den Parlamentswahlen.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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