Karstadt: Frist verlängert:Nervenkrieg um Karstadt geht weiter

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Entscheidung vertagt: Erst am 7. Juni soll über die Zukunft der insolventen Warenhauskette entschieden werden. Bis dahin will der Gläubigerausschuss die drei vorliegenden Angebote gründlich prüfen.

Wieder keine Entscheidung über die Zukunft von 25.000 Mitarbeitern und bundesweit 120 Standorten der insolventen Warenhauskette Karstadt: Nach der Präsentation der Rettungskonzepte der drei Interessenten Highstreet, Berggruen und Triton hat der Gläubigerausschuss am Freitag die Entscheidung über einen Zuschlag auf den 7. Juni vertagt. Der Kaufvertrag soll nun am 9. Juni unterschrieben werden.

Die Zitterpartie für die Karstadt-Mitarbeiter geht weiter: Erst am 7. Juni soll entschieden werden, welcher Investor das Rennen um die insolvente Warenhauskette macht. (Foto: ag.ddp)

Es seien drei "seriöse Angebote" vorgelegt worden, sagte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg nach der Sitzung. Eine weitere Verlängerung für die Entscheidung werde es nicht mehr geben, betonte Görg. Die ursprünglich für den 30. April gesetzte Frist war bereits einmal um vier Wochen verlängert worden.

Die drei Bieter hätten ihre detaillierten Angebote jedoch sehr kurzfristig innerhalb eines Zeitraums von etwa 20 Stunden vor Beginn der Sitzung vorgelegt, begründete Görg die Entscheidung. Die Offerten müssten nun gründlich geprüft werden. Die Unterschrift eines Investors unter den Kaufvertrag ist zwingend notwendig für das Inkrafttreten des Insolvenzplans. Das Angebot des Karstadt Vermieters Highstreet war erst wenige Stunden vor Beginn der Sitzung am Freitag bekanntgeworden. Dem Vernehmen nach will Highstreet auf Entlassungen verzichten. Gleichwohl sollen die 25 000 Karstadt-Mitarbeiter länger arbeiten, ohne mehr Lohn zu erhalten. Im Gegenzug sollen die Arbeitnehmer am Unternehmen beteiligt werden.

Der Vorstoß des mehrheitlich zu Goldman Sachs gehörenden Immobilienfonds war in der Branche erwartet worden. Highstreet besitzt 86 der 120 Karstadt-Warenhäuser und ist damit nicht nur der wichtigste Vermieter, sondern auch einer der Hauptgläubiger der insolventen Warenhauskette. Neben Goldman Sachs sind die Deutsche Bank und die italienischen Unternehmen Borletti, Generali und Pirelli an dem Immobilienfonds beteiligt. Borletti hat Warenhaus-Erfahrung mit der italienischen Kette La Rinascente und dem französischen Kaufhaus Printemps. Als weitere Interessenten haben der deutsch-schwedische Investor Triton sowie die Berggruen Holding eine Offerte abgegeben.

Den Startschuss im Bieterrennen hatte Triton mit einer ersten Offerte von fünf Wochen gegeben, vor einer Woche hatte Berggruen nachgezogen. "Wir sind überzeugt, dass Karstadt als eigenständiges Unternehmen weiter existieren kann", sagte Triton-Vertreter Hans Maret. Einig sind sich beide Bieter lediglich bei ihren Forderungen nach Mietsenkungen an die Adresse der Karstadt- Vermieter. Triton biete 100 Millionen Euro an Investitionen bei Vollzug des Kaufvertrags und weitere 400 Millionen in den nächsten fünf Jahren an. Voraussetzung sei, das Arbeitnehmer und Vermieter das Konzept mittragen, sagte Maret. Von den Mitarbeitern fordert der Investor die Einführung einer teilweise erfolgsbasierten Vergütung und ein Überdenken verlustbringender Sortimente. Im schlimmsten Fall könnte das den Abbau von knapp 5 000 Arbeitsplätzen bedeuten. Gegen die Forderungen von Triton hatte sich bislang vor allem die Gewerkschaft Verdi gewehrt.

Bieter-Konkurrent Berggruen will dagegen die Beschäftigten ungeschoren lassen. Auch bei dem Karstadt-Konkurrenten Kaufhof bahnt sich unterdessen eine Entscheidung über einen möglichen Verkauf an. Der Handelskonzern Metro hat bereits mehrere Interessenten in die Bücher der Konzerntochter schauen lassen. Zuvor hatte die Lebensmittel Zeitung berichtet, dass die potenziellen Investoren bis zum 7. Juni Angebote vorlegen sollen. Nach Informationen der Zeitung sind unter anderem die Finanzinvestoren Permira, Apollo und Blackstone im Rennen um die Warenhauskette. Metro-Konzernchef Cordes hatte Anfang Mai erklärt, ein angemessener Preis für die Warenhauskette mit 140 Häusern und 25 000 Mitarbeitern liege derzeit bei zwei bis drei Milliarden Euro.

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