Kampf um Opel:Russen ärgern sich über GM

"Sehr anstrengende" Verhandlungen: Die Moskauer Staatsbank will sich nicht auf ein "Geschäft mit ungewissem Ausgang" einlassen.

Daniel Brössler, Harald Schwarz und Sonja Zekri

Die geplante Übernahme von Opel durch die russische Sberbank und den österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna stößt auf neue Schwierigkeiten. Die Verhandlungen mit General Motors (GM) seien "sehr anstrengend", sagte Sberbank-Chef German Gref in Berlin. "Wir sind ein zu großes Institut, um uns auf ein Geschäft mit ungewissem Ausgang einzulassen."

GM, AP

Da ist ein Unternehmen bankrott gegangen und zwei Tage später versucht es schon wieder zu erklären, wie das Geschäft funktioniert. Das ist nicht sehr glaubwürdig."

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Probleme mit dem Partner

Die Sberbank will 35 Prozent an Opel übernehmen. Für Magna sind 20, für die Belegschaft zehn Prozent vorgesehen. 35 Prozent sollen bei GM verbleiben, dem bisherigen Alleineigentümer. Gref klagte auf einer Veranstaltung des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft: "Wir haben keine Probleme mit den österreichischen Partnern, nicht mit der deutschen Regierung und den Bundesländern, aber leider mit den amerikanischen Partnern."

Verärgert ist Gref, der von 2000 bis 2007 russischer Wirtschaftsminister war, nicht zuletzt über das Auftreten der GM-Unterhändler: "Da ist ein Unternehmen bankrott gegangen und zwei Tage später versucht es schon wieder zu erklären, wie das Geschäft funktioniert. Das ist nicht sehr glaubwürdig."

Magna hatte kürzlich eine Vertragsunterzeichnung bis zum 15. Juli in Aussicht gestellt. Gref sprach nun hingegen davon, die "nächsten zwei Wochen" seien entscheidend. Ende Juni hatte die Moskauer Wirtschaftszeitung Kommersant berichtet, in der Sberbank werde befürchtet, dass das Geschäft zu teuer werde. Vergangene Woche war Gref von russischen Agenturen allerdings noch mit den Worten zitiert worden, er sehe "keine ernsthafte Konkurrenz" zum Angebot von Sberbank und Magna: "Die Wahl ist getroffen, es kommt darauf an, den Deal endgültig zu strukturieren."

Zwischenzeitlich sind aber Einzelheiten über ein Gegenangebot des chinesischen Autobauers BAIC bekannt geworden. BAIC will 660 Millionen Euro für einen 51-Prozent-Anteil an Opel. Vom deutschen Staat verlangen die Chinesen nur eine Bürgschaft in Höhe von 2,64 Milliarden Euro. Magna soll hingegen Staatsgarantien in Höhe von 4,5 Milliarden Euro fordern. Wirtschaftspolitiker der CDU/CSU-Bundestagsfraktion forderten die Regierung daher auf, das Angebot der Chinesen sehr genau zu prüfen und sich nicht vorzeitig auf Magna und die Sberbank festzulegen.

"Alles ist im grünen Bereich"

In Opel-Kreisen hieß es dagegen, trotz der schwierigen Verhandlungen würden GM und das Konsortium von Magna und Sberbank möglicherweise schon bald einen Vertrag unterzeichnen. "Alles ist im grünen Bereich", hieß es nach einem Treffen von GM-Chef Fritz Henderson mit Magna-Gründer Frank Stronach und Magnas Co-Chef Siegfried Wolf in Detroit.

Die "Phase der Konzeption und Teamarbeit" sei vorbei, hieß es weiter in Kreisen beider Verhandlungspartner. "Der Sack wird jetzt zugemacht." Die Rechtsanwälte hätten damit begonnen, die Verträge für die Opel-Transaktion zu formulieren. Allerdings werden auch die Bundes- und die US-Regierung noch ein gewichtiges Wort mitreden. Ihnen werden die Verabredungen präsentiert. Dann sei "die Politik wieder am Zug", hieß es in den Firmenkreisen.

IG-Metall-Chef Berthold Huber hat sich am Donnerstag in Moskau zurückhaltend über den möglichen Einstieg von Magna und der Sberbank geäußert. Er komme zu dem Schluss, dass China und Russland vor allem "Interesse an der fortgeschrittenen Technologie von Opel haben", nicht am Erhalt von Arbeitsplätzen in Europa. Huber hatte am Dienstag den russischen Premierminister Wladimir Putin getroffen, dem der Einstieg bei Opel sehr am Herzen liegt.

Putin sprach nach Hubers Angaben bei dem Treffen fast nur deutsch und forderte, dass mit dem Einstieg russischer Investoren bei Opel mittelfristig auch deutsche Produktionslinien nach Russland kommen müssten. Gerettet werden soll so offenbar auch der marode Hersteller GAZ. Dieser erhielt aus Moskau jüngst eine Kreditgarantie über umgerechnet 456 Millionen Euro.

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