Jahrelang ohne Ticket in der Bahn:Schwarzfahren kostet Finanzmanager den Job

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Weil es an seinem Heimatbahnhof keine Durchlass-Schranken gibt, konnte ein britischer Finanzmanager jahrelang Schwarzfahren - und Zehntausende Pfund Schaden verursachen. (Foto: Bloomberg)

Ohne Ticket im Zug - ein Kavaliersdelikt? Das dachte sich offenbar ein Londoner Manager der Investmentgesellschaft Blackrock und fuhr jahrelang ohne gültiges Ticket zur Arbeit. Diesen Weg kann er sich nun sparen.

Von Stephan Radomsky

Arm dürfte der Mann eigentlich nicht sein. Schließlich ist er erfolgreicher Finanzmanager - beziehungsweise war. Inzwischen ist der Mann, der laut der britischen Zeitung Daily Mail gleich zwei Anwesen im Londoner Umland im Gesamtwert von vier Millionen Pfund besitzt, arbeitslos.

Neben Häusern soll der Mann auch einen Porsche besitzen. Nur eine Karte für den Zug, die hat er sich offenbar lieber gespart und ist stattdessen schwarzgefahren. Das hat ihn nun den Job gekostet: "Was er getan haben soll, steht in absolutem Widerspruch zu unseren Werten und Prinzipien", teilt sein ehemaliger Arbeitgeber, die amerikanische Investmentfirma Blackrock, auf Anfrage von Süddeutsche.de mit.

Denn der Finanzmanager hatte daraus so etwas wie ein Hobby gemacht. Über Jahre hinweg soll er ohne gültiges Ticket unterwegs gewesen sein und der Bahngesellschaft dadurch einen Schaden von 43 000 Pfund (rund 54 000 Euro) verursacht haben.

Findige Masche

So sei der 44-Jährige von seinem Wohnort in der Grafschaft East Sussex, rund 90 Kilometer südöstlich von London, jahrelang täglich mit dem Zug in die City gefahren, berichtet das Blatt. Dazu habe er aber nur bis 2008 ein Jahresticket zum Preis von immerhin ungefähr 4.500 Pfund besessen.

Dann sei er auf eine findige Masche umgestiegen: Anstatt mit seiner Oyster-Card, einer digitalen Abo-Ticketkarte für den Nahverkehr im Großraum London, bei Fahrtantritt die Reise zu bezahlen, habe er erst bei Ankuft in London am dort aufgestellten Drehkreuz "ausgestempelt". Möglich war das, weil an seinem Heimat-Bahnhof ein solches Drehkreuz fehlte. Statt dem eigentlich fälligen Fahrpreis in Höhe von 21,50 Pfund seien dadurch nur 7,20 Pfund Strafe pro Fahrt fällig geworden, die von der Prepaid-Karte abgezogen wurden. Der Finanzpexperte hatte sich einen Fehler im System zunutze gemacht.

Als die Masche Ende vergangenen Jahres bei einer Kontrolle aufflog, sei nach und nach das ganze Ausmaß des Schwarzfahrens ans Tageslicht gekommen, heißt es weiter. Daraufhin habe der schwarzfahrende Banker Innerhalb von nur drei Tagen die fälligen 43 000 Pfund für unbezahlte Zugfahrten an die Bahngesellschaft überwiesen - offenbar in der Hoffnung, dass die Sache damit in aller Stille erledigt sei.

Arbeitslos trotz Blitz-Überweisung

Allerdings wurde trotz der Blitz-Überweisung die British Transport Police als Ordnungshüterin im Nahverkehr auf den Fall aufmerksam, als die durch Pressemeldungen davon erfuhr. Sie leitete dem Bericht zufolge eigene Ermittlungen gegen den Manager ein - was wiederum die Financial Conduct Authority, die für den Verbraucherschutz zuständige Finanzaufsichtsbehörde, auf den Plan rief. Als diese ebenfalls Ermittlungen aufnahm, habe der Mann, der im täglichen Berufsleben dem Bericht zufolge mit hohen Millionenbeträgen hantiert, sich seinen Vorgesetzten bei Blackrock offenbart.

Die fürchteten angesichts des ohnehin schon schlechten Rufs der Branche offenbar Gier-Schlagzeilen und suspendierten ihren Finanzmanager. Gekündigt habe er dann aber selbst.

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