Internet-Währung in der Krise:Größte Bitcoin-Börse kämpft um Zukunft

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Proteste gegen Mt.Gox: Vor der ehemaligen Zentrale der Bitcoin-Börse in Tokio. (Foto: REUTERS)

Vertrauenskrise um die Internet-Währung Bitcoin: Der Gründer der größten Börse Mt.Gox verspricht den alarmierten Kunden eine Lösung - kann aber die Gerüchte über einen gigantischen Diebstahl nicht ausräumen. Auch die Behörden beschäftigen sich nun mit dem Fall.

Von Simone Boehringer

Mt.Gox, die einst größte Handelsplattform für die Digitalwährung Bitcoin, hat sich zur Wochenmitte zurückgemeldet. Am Vortag war die Internetseite verschwunden, was Spekulationen über Insolvenz und Betrug der Firma mit Sitz in Tokio verstärkt hatte.

Am Mittwoch veröffentlichte Mt.Gox-Chef Mark Karpeles unter der Web-Adresse www.mtgox.com, wo zuletzt nur noch eine leere weiße Seite erschienen war, einige dürre Zeilen. "Ich versichere allen, dass ich noch in Japan bin und mit Unterstützung verschiedener anderer Parteien sehr hart an einer Lösung der jüngsten Probleme arbeite." Der Handel bleibe bis auf weiteres ausgesetzt.

Karpeles bat die Nutzer von Mt.Gox, von Anfragen über den Verbleib ihrer Kundengelder abzusehen. Die Mitarbeiter seien angewiesen, keine Auskunft zu geben. Die Gerüchte über einen gigantischen Diebstahl bleiben damit in der Welt. Laut einem im Internet veröffentlichten Papier könnten mehr als 740.000 Bitcoins zum aktuellen Wert von mehr als 300 Millionen Dollar verschwunden sein, darunter rund 120.000 Bitcoins Eigenkapital der Firma.

Japanische und US-Behörden alarmiert

Laut Fox Business hat Karpeles inzwischen eingeräumt, dass das Dokument "mehr oder weniger" seriös sei. Ein Betrug wird damit wahrscheinlicher, was die Vertrauenskrise rund um Bitcoin weiter verstärkt. Erst im Januar waren in den USA zwei Organisatoren von solchen Handelsplattformen wegen des Verdachts auf Geldwäsche festgenommen worden.

Inzwischen befassen sich die US-Behörden offenbar auch mit Mt.Gox. Das Wall Street Journal berichtete, US-Bundesanwälte in New York hätten das Unternehmen unter Strafandrohung aufgefordert, eine Reihe von Dokumenten vorzulegen. Auch in Japan hat die Vertrauenskrise um die Internet-Währung inzwischen die Behörden auf den Plan gerufen. Unter anderem die zuständige Finanzaufsicht, die Polizei und das Finanzministerium untersuchten den Fall, sagte ein Regierungssprecher am Mittwoch.

In der Bitcoin-Community gingen Experten zuletzt davon aus, dass Mt.Gox praktisch insolvent ist. Karpeles hatte am Montag auf die Frage nach einer möglichen Pleite der Agentur Reuters etwas kryptisch geantwortet: "Wir sind an einem Wendepunkt unseres Geschäfts." Der Kurs des Digitalgelds konnte sich berappeln und stand zuletzt bei 580 US-Dollar. Vertreter der Global Bitcoin Alliance raten Nutzern der Währung, auf andere Handelsplätze auszuweichen oder sich selbst um die Sicherheit ihrer Bitcoins zu kümmern. Dafür gebe es erprobte Verfahren wie das Ausdrucken der Schlüssel auf sogenannten Paper Wallets.

Mit Material von dpa und Reuters

© SZ vom 27.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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