Immobilien:Trend nach oben

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Ein neuer Bericht zeigt, dass in Deutschland immer mehr bewohnte Hochhäuser gebaut werden. 78 Großprojekte werden allein bis 2020 fertig.

Von Jan Schwenkenbecher

Die Panik von 1907, der schwarze Donnerstag von 1929 oder die Ölkrise von 1973 - alle diese Rezessionen hatten eine Gemeinsamkeit, die der Immobilienanalyst Andrew Lawrence 1999 aufzeigte: kurz vor der Krise wurde verstärkt in Hochhäuser investiert. Seine Theorie taufte er auf den Namen "Wolkenkratzer-Index". Sollte sie stimmen, müsste sich Deutschland auf einen heftigen Abschwung gefasst machen. Denn wie der jüngst veröffentlichte Pandion Marktreport Wohnhochhaus 2018 zeigt, boomt der Hochhaus-Bau.

In 21 untersuchten Großstädten des Landes, die die wichtigsten Immobilienmärkte widerspiegeln, entstehen demnach zwischen 2012 und 2020 insgesamt 78 über 23 Meter hohe Wohnhochhäuser mit insgesamt 11 467 Wohnungen. Über die Hälfte der Wohnungen werden allein in Frankfurt am Main und Berlin entstehen. Aber auch in Städten wie Köln und München, die gegenüber Hochbauten eher skeptisch eingestellt sind, werden mehr und mehr Projekte genehmigt. In Köln entsteht bis Ende 2020 das Parkview Cologne, ein zweitürmiger Komplex, der mit 700 Wohnungen das größte aller Projekte ist. Immer mehr Menschen in den Ballungszentren, immer weiter steigende Mieten - es scheint als könnten sich die Städte dem in Deutschland nie besonders populär gewordenen Konzept Hochhaus nicht länger entziehen. Den Mangel an günstigem Wohnraum in Städten werden die Großprojekte allerdings nicht beseitigen können. In Hochhäusern zu wohnen kostet. Komplizierte Statik, anspruchsvollere Haustechnik, erhöhte Brandschutzauflagen und lagebedingte höhere Grundstückspreise treiben die Kosten hoch. In 38 Projekten entstehen so hauptsächlich Eigentumswohnungen im Premiumsegment, immerhin 37 Prozent aller Wohnungen werden Mietwohnungen.

Ist die deutsche Wirtschaft, so müsste man gemäß Wolkenkratzer-Index schlussfolgern, also dem Untergang geweiht? Eher nicht. Neue Forschung zeigt, dass nicht von Hochhäusern auf die Wirtschaft, sondern umgekehrt vom BIP auf die Höhe der Häuser geschlossen werden kann. Das ist derzeit aber ziemlich stabil.

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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