Hypo Real Estate:Ein Banker muss vor Gericht

Lesezeit: 1 min

Dem Ex-HRE-Chef Georg Funke werden bewusste Fehlinformationen vorgeworfen - deshalb muss er ab März vor Gericht.

Von Thomas Fromm, München

Zuletzt hatte sich Georg Funke, 61, unter anderem als Immobilienmakler auf Mallorca betätigt. Für einen, der mal Chef des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) war, zwar keine große Aufgabe mehr, aber die Zeiten hatten sich ja auch geändert. Jetzt holt Funke die Vergangenheit ein: Acht Jahre nach dem Beinahe-Zusammenbruch des Instituts muss sich Funke zusammen mit einem weiteren früheren Vorstand nun vor dem Landgericht München wegen bewusst unrichtiger Darstellung der finanziellen Lage der Bank im Jahr 2007 verantworten. Das Verfahren beginnt am 20. März, dauern soll es bis zum 20. September. Verfahren gegen weitere sechs HRE-Manager stellte das Gericht gegen die Zahlung von Beträgen zwischen 30 000 und 80 000 Euro vorläufig ein.

Es gab also schon mal bessere Zeiten im Leben des Georg Funke, so viel steht fest. Zum Beispiel, als er im Sommer 2003 Chef der HRE wurde und die frühere HVB-Tochter an die Börse führte. Schon damals gab es Menschen, die sahen die Operation skeptisch - man erwarte "kaum Wachstumspotenzial", sagte ein Analyst damals.

Anders als Funke. Der Gelsenkirchener, der 1982 bei der Westdeutschen Wohnhäuser AG in Essen anfing, war ganz oben angekommen, und mit seiner Immobilienbank drehte er das große Banker-Rad. Bis zum Herbst 2008 ging das gut. Dann rollte die Finanzkrise durch die Bankenlandschaft, in den USA brach die Bank Lehman Brothers zusammen, und die HRE trocknete finanziell immer mehr aus. Am Ende musste der Staat helfen; ein Hilfspaket von 50 Milliarden Euro verhinderte den Zusammenbruch der Bank. Steuerzahler retteten also das Institut, das zuerst verstaatlicht, dann wieder privatisiert wurde, und aus dem Aufsteiger Funke wurde in der Öffentlichkeit der "Bankster": der Inbegriff des gierigen Finanzjongleurs und Zockers. Funke selbst sah das naturgemäß anders. Die Münchner Staatsanwaltschaft hatte im Jahr 2014 Anklage gegen Funke und sieben weitere Ex-Vorstände erhoben. Der Vorwurf: Die Manager sollen die Lage der Bank in Firmenberichten schöner dargestellt haben als sie in Wirklichkeit war. Finanzkrise, Jahre danach: Der Ausgang der Milliarden-Causa Funke dürfte mit Spannung erwartet werden.

© SZ vom 03.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: