Hochtief:Gestärkt ins Mautrennen

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Mautstation von Abertis: 17 Milliarden Euro bietet Hochtief für die Mautfirma aus Spanien. Kann sein, dass der Baukonzern nachlegen muss. (Foto: Pau Barrena/Bloomberg)

Höhere Gewinne und volle Auftragsbücher helfen Deutschlands größtem Baukonzern bei der geplanten Übernahme des spanischen Unternehmens Abertis.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Es ist eine Straßenschlacht der etwas anderen Art, auf die sich Hochtief da eingelassen hat. Deutschlands größter Baukonzern will das spanische Unternehmen Abertis übernehmen, den weltweit größten Betreiber von Mautstraßen. Mehr als 17 Milliarden Euro bietet Hochtief für die Spanier. Doch die Essener sind nicht alleine. Schon vor knapp einem Jahr hatte Atlantia, der größte Autobahn-Betreiber Italiens, eine Milliarden-Offerte für Abertis vorgelegt. Und die Italiener halten sich offen, ihr Angebot zu erhöhen.

Am Mittwoch hat Hochtief seinen Geschäftsbericht vorgelegt. Der Baukonzern steigerte den Umsatz im vergangenen Jahr um 14 Prozent, auf 22,6 Milliarden Euro, und hat so viele Aufträge wie seit fünf Jahren nicht. Unterm Strich blieben 420 Millionen Euro Gewinn. Das sind 30 Prozent mehr als im Vorjahr, weshalb Hochtief seinen Aktionären nun eine höhere Dividende verspricht. Der Konzern sei "gut positioniert, um attraktive Wachstumschancen zu nutzen", heißt es im Geschäftsbericht.

Der Mutterkonzern ist klamm, daher soll die Essener Tochter den Milliardenzukauf stemmen

Eine solche Chance sieht Hochtief in den sehr profitablen Mautstraßen von Abertis: Die Spanier erzielen mit einem niedrigeren Umsatz, etwa fünf Milliarden Euro, einen satten Gewinn von knapp 900 Millionen Euro. Abertis betreibt weltweit Mautstraßen mit einer Länge von 8 600 Kilometern, unter anderem in Spanien, Frankreich und Südamerika.

Hochtief würde mit Abertis seine Wertschöpfungskette verlängern. Der Essener Konzern bewirbt sich regelmäßig auf öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP). Dabei baut das private Unternehmen Autobahn-Abschnitte aus - und wird im Anschluss an den Mauteinnahmen beteiligt. Mit Abertis würde Hochtief einen Partner übernehmen, der bestehende Straßen verwaltet und instand hält. "Beide Unternehmen sind äußerst kompatibel", heißt es im Geschäftsbericht. Gemeinsam könnten die Partner von steigenden Investitionen in die Infrastruktur profitieren, etwa in Nordamerika, Australien und Europa, und mithin zusätzliche Aufträge gewinnen.

Hochtief gehört zu gut 70 Prozent dem spanischen Baukonzern ACS. Die Mautstraßen von Abertis blieben also zumindest indirekt in spanischer Hand, falls die Essener den Zuschlag erhalten sollten. Hochtief hatte von sich aus zunächst keine Übernahme des spanischen Unternehmens geplant, heißt es aus Konzernkreisen. Vielmehr sah sich der Mehrheitseigentümer ACS offenbar finanziell nicht gut genug aufgestellt, um selbst für Abertis zu bieten. Zudem hätten in dem Fall wettbewerbsrechtliche Einschränkungen gedroht. Stattdessen steht nun Hochtief ein finanzieller Kraftakt bevor. "Die Finanzierung der geplanten Übernahmen birgt gewisse Risiken", heißt es denn auch im Geschäftsbericht. Es wäre einer der größten Fusionen mit deutscher Beteiligung der vergangenen Jahre. Hochtief würde 15 Milliarden Euro neuer Schulden aufnehmen, wenn auch zu günstigen Konditionen. Zudem könnte der Baukonzern neue Aktien im Wert von vier Milliarden Euro ausgeben. Letzteres sehen Investoren jedoch kritisch. Seit Ankündigung der Offerte hat Hochtief an der Börse etwa zwölf Prozent an Wert verloren.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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