Griechenland:"No Triumphalism" - die To-do-Liste des griechischen Finanzministers

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Griechenlands Finanzminister Euklid Tsakalotos in Brüssel (Foto: Bloomberg)

Unangenehm: Euklid Tsakalotos muss sich an seinem ersten Arbeitstag in Brüssel den Kollegen vorstellen. Dann kommt auch noch eine Panne hinzu.

Von Jakob Schulz

Ohne ein Wort und nur mit einem kurzen Kopfnicken ging der neue griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos an den Kameras und Mikrofonen vorbei. Links trug der 55-Jährige einen Stapel Papiere, rechts eine Aktentasche. Nach dem Rücktritt seines umstrittenen Vorgängers Yanis Varoufakis war Tsakalotos am Montag zum neuen Finanzminister ernannt worden.

Sein erster Arbeitstag führte Tsakalotos nach Brüssel. Schon in den vergangenen Monaten hatte er für Griechenland die Verhandlungen mit den Gläubigern als Unterhändler geführt. Doch an diesem Dienstag stand Tsakalotos in besonderem Maße im Rampenlicht. Die Finanzminister der übrigen 18 Euro-Länder wollten sich einen Eindruck von dem neuen Mann machen - und natürlich auch Reformvorschläge aus Athen hören.

Sehr zum Ärger seiner Finanzminister-Kollegen konnte er in Brüssel nicht mit schriftlichen Sparplänen aufwarten. Für den unauffälligen, leisen Tsakalotos dürfte der Dienstag also ohnehin ein vergleichsweise schwieriger erster Arbeitstag gewesen sein. Doch für den Mann, der als Kopf hinter der Syriza-Wirtschaftspolitik gilt, sollte es noch unangenehmer werden.

Für sein Treffen mit den Euro-Finanzministern bereitete sich Tsakalotos einen Spickzettel vor. Und weil er diesen in Brüssel offen mit sich herumtrug, kennt dessen Inhalt nun nicht nur Tsakalotos selbst, sondern auch die Öffentlichkeit. Auf Schreibpapier eines Hotels legte der 55-Jährige unter anderem nieder: "No Triumphalism" - also etwa so viel wie "Kein Triumphgeheul".

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Eine unangenehme Panne - und das auch noch am ersten Arbeitstag. Doch Glück im Unglück: Sollte sich Tsakalotos den Verzicht auf Triumphgeheul (nach dem Sieg des "Nein" beim Referendum am Sonntag) als Arbeitsauftrag für das Treffen der Finanzminister gegeben haben, dürfte er erfolgreich gewesen sein. Mangels schriftlicher Reformpläne aus Athen zeigten sich viele Minister nach dem Treffen zwar enttäuscht. Größeren Anfeindungen sah sich Tsakalotos aber wohl nicht ausgesetzt. Der Grieche selbst sprach danach von "Fortschritten", die erzielt worden seien.

Seinen Ruf als besonnenen, diplomatischen Politiker hat Tsakalotos mit seiner To-do-Liste sicherlich gefestigt. Gerade im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem schillernden und bei vielen Euro-Finanzministern in Ungnade gefallenen Yanis Varoufakis. Dem wäre eine Notiz wie "No Triumphalism" sicher nie eingefallen.

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