Gleichberechtigung:Wettbewerb der Bienenköniginnen

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Das DIW hat untersucht, ob die Frauenquote Unternehmen nützt. Das Ergebnis: Ja, aber nur unter Voraussetzungen.

Von Kristiana Ludwig, München

Damit die Frauenquote wirkt, muss sich das Frauenbild verändern. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). In ihr geht es um die Frage, wie sich die Quote für Aufsichtsräte auf die Wirtschaft auswirken wird. Von Januar an müssen börsennotierte Unternehmen 30 Prozent ihrer Aufsichtsratssitze mit Frauen besetzen - oder die Plätze bleiben leer.

Vieles spreche dafür, dass das Gesetz den Firmen langfristig nützen werde, schreiben die Forscher. Wenn es gut läuft, würden Aufsichtsräte insgesamt besser ausgebildet und leistungsstärker. Das nütze dem ganzen Unternehmen. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass Frauen als geeignete Führungskräfte wahrgenommen werden. In den Belegschaften müssten sich Vorurteile wandeln, schreibt das Institut. Denn das Klischee der "Quotenfrau" sei nicht nur wissenschaftlich falsch - es könne auch dazu führen, dass die Frauenquote einen Teil ihrer Wirkung verfehlt.

Laut DIW ist die Frauenquote zunächst einmal positiv für die Wirtschaft, denn der Kreis der Bewerber für Top-Posten werde größer. Studien zeigten, dass Quotenregelungen Frauen überhaupt erst motivierten, am Wettbewerb um Führungspositionen teilzunehmen und sie zudem ihre "Leistung signifikant erhöht". Die Forscher des DIW widersprechen damit der oft vorgetragenen Befürchtung, eine Quote könnte untalentierte Frauen in die Aufsichtsräte hieven: Dabei werde "unterstellt, dass die bisherige Aufteilung der Plätze effizient war", sagt Norma Schmitt, Forscherin im Bereich Gender Studies am DIW. Tatsächlich seien Aufsichtsräte im Augenblick nicht mit den fähigsten Personen besetzt, sondern eben vor allem mit männlichen.

Geigerinnen, die hinter einem Vorhang vorspielen, bekommen eher einen Job

Bei Beförderungen hätten Rollenbilder eine hohe Relevanz, heißt es beim DIW. Der Frauenanteil in Orchestern könne etwa deutlich gesteigert werden, wenn die Bewerberinnen und Bewerber hinter einem Vorhang vorspielen. Die Benachteiligung von Frauen gehe allerdings nicht nur von Männern aus. Die Wissenschaftler beschäftigten sich auch mit der Frage, ob die Frauenquote dem sogenannten Bienenkönigin-Phänomen entgegen wirkt. Denn Frauen in Führungspositionen sorgen nicht automatisch dafür, dass sich die Chancen für Frauen im gesamten Unternehmen verbessern. Stattdessen hätten sie es oft mit einem männlichen Führungsstil an die Spitze geschafft. Dort distanzierten sie sich dann ebenfalls von ihren weiblichen Kolleginnen.

Ob die Frauenquote das Verhältnis der Geschlechter in den Unternehmen insgesamt gerechter macht, werde also davon abhängen, ob die Aufsichtsrätinnen eine "Signalwirkung" haben. Ihr Beispiel müsse dafür sorgen, dass weibliche Kompetenz von Mitarbeitern und Führungsetagen anerkannt wird - um sie dann für die Wirtschaft nutzbar zu machen.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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