Geldwerkstatt:Investieren, nicht konsumieren

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"Wie finde ich einen passenden Ratenkredit, und was muss ich beachten?" Eine Frage des SZ-Lesers Bernhard H. aus Nürnberg.

Von Jan Willmroth

Man sollte diese Zahlen bemerkenswert finden, denn ständig Dinge auf Pump zu kaufen, war im Grunde nie so sehr die Sache der Deutschen. Vor wenigen Tagen meldete der Bankenfachverband, der die Interessen der Kreditbanken vertritt, einen neuen Rekord. Um 6,8 Prozent sind die Kreditfinanzierungen binnen Jahresfrist gewachsen. Das ist das höchste Wachstum seit dem Jahr 2009, als die Abwrackprämie die Bürger zum früheren Autokauf verlockte. Dieser ist nach wie vor der wichtigste Grund für eine Kreditfinanzierung: Etwa die Hälfte des Neugeschäfts bei Konsum- und Investitionskrediten entfällt auf Kraftfahrzeuge.

Doch es gibt viele weitere Gründe, einen Kredit aufzunehmen, ob nun für einen neuen Anbau am eigenen Haus oder auch nur den Kauf eines neuen Fernsehers im Elektronikmarkt. Die niedrigen Zinsen zeigen bei privaten Haushalten offenbar Wirkung, Null-Prozent-Finanzierungsangebote im Handel tun ihr Übriges. Zum Kredit-Boom tragen auch die volkswirtschaftlichen Umstände bei: Die Beschäftigung entwickelt sich gut, die Wachstumsaussichten für Deutschland sind zumindest im europäischen Vergleich hervorragend, höhere Lohnabschlüsse ziehen eine anhaltend hohe Konsumfreude nach sich. Zugleich ist der Wettbewerb um private Schuldner gestiegen. Vergleichsportale im Internet machen es so einfach wie nie, Konditionen zu vergleichen und im Handumdrehen einen Kredit abzuschließen.

Es ist wegen der niedrigen Zinsen ja auch eine gute Zeit, um größere Anschaffungen vorzuziehen, selbst, wenn dafür das Bargeld und die Ersparnisse nicht ausreichen. Einen Kredit zur Modernisierung des eigenen Hauses über 10 000 Euro gibt es derzeit ab etwa 2,5 Prozent effektivem Jahreszins bei einer Laufzeit von 48 Monaten. Doch egal, wie gering die Kreditsumme, egal, wie einfach es heute ist: Ratenkredite sollte man nur dann abschließen, wenn man sie unbedingt braucht. Und nur für Investitionen, nicht zum privaten Konsum. Also gern für die dringend benötigte neue Waschmaschine, nicht aber für Weihnachtsgeschenke.

Der erste Kredit kann auch der erste Schritt in die Überschuldung sein. Banken machen reichlich Werbung für günstige Kredite, weil sie daran - wenn auch weniger als vor Jahren - gut verdienen. Wer sich nun bewusst für einen Kredit entscheidet, sollte immer vorsichtig sein.

Vergleichsportale und Banken bewerben Zinssätze, die am Ende kaum jemand bekommt, denn der Zinssatz hängt vom Schufa-Score ab, also der Kreditwürdigkeit. Entscheidend ist, was auf dem individuellen Angebot steht. Da lohnt sich der Vergleich auf mehreren Portalen, um vielleicht noch einige Zehntel Prozent Zinsen zu sparen. Verbraucherschützer empfehlen die Portale Check24, Smava, Fmh Finanzberatung und Finanzcheck. Verbraucher sollten sich zudem zusichern lassen, dass ein Portal bei der Schufa nur eine sogenannte Konditionsabfrage macht.

Je kürzer die Laufzeit, desto weniger kostet der Kredit. Zwar sind dann die Monatsraten deutlich höher, über die gesamte Laufzeit ist der Kredit aber günstiger. Auf keinen Fall sollten Schuldner eine Restschuldversicherung abschließen, die im Falle der Zahlungsunfähigkeit die Raten übernehmen soll. Solche Policen werden Kunden im Möbelhaus mal schnell mit den Krediten angedient. Sie sind aber meist teuer und sorgen dafür, dass der Gläubiger mehr an dem Kredit verdient. Die Leistungen im Ernstfall bleiben überschaubar.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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