Geldanlage:Auf der Jagd nach dem hohen Zins

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Die Deutsche Bank vermittelt mit ihrem neuesten digitalen Vorzeigeprojekt nun auch Festgeld bei der Landesbank HSH Nordbank.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Auf den ersten Blick ist das Ganze erklärungsbedürftig: Die Deutsche Bank vermittelt ihre Kunden neuerdings sogar an die Konkurrenz. "Zinsmarkt" heißt das Angebot, und es ist eines der wichtigsten digitalen Vorzeigeprojekte des größten deutschen Geldhauses. Auf der digitalen Plattform wirbt die Deutsche Bank nicht um neue Einlagen für sich selbst, sondern vermittelt Sparer an andere Banken, die aufs Festgeld höhere Zinsen zahlen.

Was gut klingt, war zunächst aber schleppend gestartet: Statt "europaweit unter attraktiven Fest- und Tagesgeldangeboten auswählen zu können", wie es zu Anfang hieß, zog der Zinsmarkt mit der Deutschen Pfandbriefbank und der französischen Direktbank Mymoneybank im ersten Jahr lediglich zwei Institute auf die Plattform. Das Problem: Man wollte nur Geldhäuser mit halbwegs guter Bonität aus sicheren Ländern anbinden, tat sich aber schwer mit der Suche. Viele Banken in Europa verfügen selbst über mehr Spareinlagen als sie Kredite vergeben können.

Neue Plattformen erleichtern die Suche nach einem günstigen Tages- oder Festgeldkonto

Mit der HSH Nordbank hat die Deutsche Bank nun aber ein weiteres Geldhaus gewonnen. Seit dem Wochenende können Kunden ihr Geld sechs bis zwölf Monate für 0,9 Prozent bei der Landesbank aus Hamburg und Kiel anlegen. Auch kürzere Laufzeiten sind möglich, dann für 0,85 Prozent. Das sind, soweit sich das überblicken lässt, die momentan besten Zinskonditionen einer deutschen Bank überhaupt.

Dass ausgerechnet die HSH, die bislang nie systematisch bei Privatkunden Geld eingesammelt hat, so gute Konditionen bietet und die Deutsche Bank als Vermittler einschaltet, hat mit ihrer Privatisierung zu tun. Denn: Als Landesbank gehört die HSH bislang der Institutssicherung der Sparkassen an. Sparkassen und Landesbanken haften gegenseitig im Falle einer Schieflage. Diese Haftungsgemeinschaft muss die HSH allerdings spätestens zwei bis drei Jahre nach dem geplanten Verkauf an mehrere US-Finanzinvestoren verlassen. Als Alternative bleibt dann das freiwillige Sicherungssystem der privaten Banken. Ob die Nordbank dort so schnell hineinkommt, ist allerdings noch offen. Bliebe der Zugang verwehrt, würde das die Refinanzierung erschweren, zumal auch die Sparkassen überschüssige Gelder dann nicht mehr bei der HSH parken. Mit den Spareinlagen baut die Bank daher wohl einen Puffer auf. Schließlich sind diese Gelder bis zu 100 000 Euro vom gesetzlichen Einlagenschutz gedeckt. Sollte das Institut nicht überleben, steht im Extremfall der Staat für die Ersparnisse ein. Nicht von ungefähr können Privatkunden vorerst nur bis zu dieser Höchstgrenze Geld dort anlegen. Bis 2022 will die HSH rund acht Milliarden Euro Spargelder einsammeln. Derzeit sind es bereits 1,5 Milliarden Euro.

Was aber hat die Deutsche Bank davon, Kunden zu anderen Geldhäusern zu lotsen? Auch mehrere Start-ups bieten Plattformen für Tages- und Festgeld-Hopper an. Die Deutsche Bank kassiert eine kleine Vermittlungsgebühr von den Partnerbanken, will aber in erster Linie den Kundenkontakt erhalten, ohne selbst hohe Zinsen zahlen zu müssen. "Bis Jahresende wollen wir vier bis fünf Banken angebunden haben", sagt Andreas Kramer, Leiter des Zinsmarkts. Wie viel die Plattform bislang vermittelt hat, verrät er nicht.

© SZ vom 15.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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