Lufthansa:Keine Flugbegleiter-Streiks bis Ende Juni

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Ein startender Airbus A380-800 der Lufthansa (Foto: Boris Roessler/dpa)
  • Lufthansa hat sich mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo auf Regelungen zur Altersversorgung und auf Gehaltserhöhungen geeinigt.
  • Es ist für die Airline die zweite Übereinkuft, nachdem Ende 2015 schon ein neuer Tarifvertrag mit Verdi für den Bodendienst erzielt werden konnte.
  • Bis Ende Juni herrscht nun Friedenspflicht - es gibt also vorerst keine weiteren Ufo-Streiks.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Es ist noch nicht lange her, da waren die Flugbegleiter der Lufthansa außer sich vor Zorn. Aus ihrer Sicht fiel das Unternehmen immer wieder hinter bereits gegebene Zusagen zurück. Deshalb organisierten sie im Herbst 2015 den längsten Streik in der Geschichte der Fluggesellschaft und demonstrierten vor der Konzernzentrale mit "United we stand"-Plakaten in der Hand.

Irgendwie haben sich die beiden Seiten dann doch am Ende in eine Schlichtung gerettet, die der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) leiten soll. Doch es schien klar zu sein, dass Platzeck eine schwere Aufgabe zu bewältigen haben würde.

Einigung, bevor die Schlichtung überhaupt begonnen hat

Nun ist es doch anders gekommen. Nach allem, was man weiß, haben sich die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) und die Lufthansa schon bevor die Schlichtung überhaupt begonnen hat in wesentlichen Punkten geeinigt. Sie haben unterschrieben, wieviel mehr Geld Kabinenmitarbeiter rückwirkend für 2015 und für das erste Halbjahr 2016 bekommen sollen. Vor allem aber scheint das komplexe Thema Versorgung weitgehend geklärt zu sein - das eigentliche Problem also.

Die Flugbegleiter bekommen für 2015 eine Einmalzahlung von 3000 Euro und ab dem 1. Januar 2016 ein Gehaltsplus von 2,2 Prozent. Der neue Tarifvertrag läuft allerdings nur bis zum 1. September. Wichtig für die Passagiere: Bis Ende Juni herrscht Friedenspflicht, es kann also bis dahin keine weiteren Ufo-Streiks geben.

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Mit der Einigung hat Lufthansa weitgehende Einigkeit mit der zweiten großen Mitarbeitergruppe erzielt, nachdem Ende 2015 schon ein neuer Tarifvertrag mit Verdi für den Bodendienst erzielt werden konnte. Allerdings gibt es noch meine Einigung mit den Piloten, die in den vergangenen Wochen aber ebenso leise wie die Flugbegleiter mit Lufthansa verhandelt haben. Und, wie man hört, durchaus nicht destruktiv.

Voraussichtlicher Rekordgewinn ohne eigenes Zutun

Für Lufthansa hat sich im vergangenen Jahr einiges zum Positiven gewendet, allerdings ohne eigenes Zutun. Das Unternehmen wird für das Jahr voraussichtlich einen Rekordgewinn verkünden, weil die Treibstoffkosten wegen des niedrigen Ölpreises drastisch gesunken sind. Der kurzfristige wirtschaftliche Druck ist also heraus und die Mitarbeiter pochen auf Beteiligung am Gewinn.

Im Vergleich zur Konkurrenz aber liegen die Kosten immer noch zu hoch und müssen sinken. Spätestens dann, wenn die Zeiten wieder schlechter werden. Massive Kürzungen waren unter diesen Umständen nicht mehr durchzusetzen. Immerhin ist es Lufthansa aber gelungen, die Altersversorung der Flugbegleiter umzustellen. Sie garantiert ihnen nicht mehr eine fest definierte Auszahlungshöhe, sondern nur noch einen festen Beitrag. Details gaben die beiden Seiten aber nicht bekannt.

Platzeck sind für seine Schlichtung allerdings noch einige Themen übrig geblieben. Bei der Altersversorgung gibt es noch einige strittige Punkte, die Lufthansa und Ufo bis zum 15. Februar ausräumen wollen. Gelingt dies nicht, rutschen sie in die Schlichtung. Hinzu kommen noch zu verhandelne Arbeitsbedingungen und ein neuer Vergütungstarifvertrag, der ab dem 1. Oktober gelten soll. Anders als im vergangenen Jahr wollen die früheren Streithähne sich nun nicht mehr öffentlich zu Fort- oder Rückschritten äußern. "Das Motto lautet: Schlichten und Schweigen", so Platzeck.

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