Facebook-Chef:Wie "Iron Man"

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Der von Robert Downey jr. verkörperte Filmheld "Iron Man" wird von seinem Supercomputer Jarvis unterstützt. (Foto: oh)

Facebook-Chef Mark Zuckerberg will wie der Filmheld einen digitalen Butler haben - das ist mehr als ein Scherz.

Von Jannis Brühl, München

Mark Zuckerberg dürfte keine Probleme haben, ein Kindermädchen für seine neugeborene Tochter Max zu bezahlen. Der Milliardär und Facebook-Chef will sein Kind aber auch von einem Algorithmus bewachen lassen. Einem, den er selbst programmieren will. Er möchte sein Zuhause von einer selbst entworfenen künstlichen Intelligenz steuern lassen. Deshalb habe er sich für dieses Jahr vorgenommen, einen digitalen Butler zu programmieren, schreibt der 31-Jährige in einem Facebook-Eintrag. Er denke an etwas ähnliches wie den Computer Jarvis, der dem Film-Superhelden und -Unternehmer Tony Stark alias "Iron Man" stets zu Diensten war.

Zuckerberg schreibt, er wolle seinem System zunächst beibringen, Sprache und Gesichter zu erkennen, um so Musik, Beleuchtung oder Temperatur steuern zu können - je nachdem, welches Familienmitglied sich gerade in welchem Raum aufhalte. "Ich werde ihm beibringen, Freunde nach einem Blick auf ihre Gesichter hereinzulassen, wenn sie an der Tür klingeln." Der Computer solle ihm auch Bescheid geben, sobald im Zimmer von Tochter Max etwas nicht stimme. Die Aktion hat aber nicht nur mit der Selbstverwirklichung eines Milliardärs zu tun, sondern auch mit der Zukunft seines Unternehmens.

Wenn die Maschine Millionen Katzenbilder analysiert, kann sie anschließend eine Katze erkennen

Als künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet man selbstlernende Algorithmen, die Probleme bald besser lösen sollen, als Menschen es können. Besonders Facebook und Google treiben die Entwicklung dieses Feldes voran. Sie gehören zu den wenigen Konzernen der Welt, die über einen so großen Datenpool verfügen, dass Algorithmen effektiv damit lernen können. Wenn die Maschine Millionen Katzenbilder analysiert hat, ist sie anschließend in der Lage, eine Katze ohne menschliche Hilfe zu erkennen. Die beiden Konzerne verfügen im Gegensatz zu traditionellen Industrieunternehmen über die besten Software-Entwickler und gigantische Summen freien Kapitals. Das Geld stecken sie in langfristige Forschung. Sie integrieren KI schnell in ihre ständig aktualisierten Nutzeranwendungen. Googles Mailprogramm Gmail etwa kann seit kurzem eingehende Nachrichten analysieren und dem Nutzer mögliche Antworttexte vorschlagen. Facebook hat schon jetzt einen digitalen Assistenten im Einsatz. Er heißt "M", basiert in Teilen auf künstlicher Intelligenz, und beantwortet US-Nutzern des Netzwerkes Fragen.

Zuckerberg interessiert sich auch für KI, um den nächsten Schritt seines eigenen Geschäftsmodells zu verstehen: Die Entwicklung künstlicher Intelligenz nimmt einen wichtigen Platz in Facebooks Langzeitstrategie ein. Dazu gehört außerdem der umstrittene Plan, die Menschen in ärmeren Ländern ins Internet zu bringen - zu Konditionen, über die Facebook entscheidet - und die Entwicklung von Virtual-Reality-Technik. Sein privater KI-Assistent solle ihm Daten dreidimensional in virtueller Realität aufbereiten, schreibt Zuckerberg.

Jarvis konnte in den "Iron Man"-Filmen Bauanleitungen als Hologramm in den Raum projizieren. Vor wenigen Wochen stellte Facebook eine beeindruckend genaue Technik vor, die Gegenstände auf Fotos erkennen kann. Gelernt hat sie das anhand von Milliarden Bildern. Praktisch angewendet, könnte Facebooks künstliche Intelligenz auch verhindern, dass bestimmte Bilder im Netzwerk hochgeladen werden, zum Beispiel Nacktfotos. Das gilt aber natürlich auch für bestimmte politische Inhalte. Die künstliche Intelligenz, die sein Unternehmen entwickle, solle den Menschen bald in praktisch allen primären Sinnen übertreffen, sagte Zuckerberg vor kurzem in einem Interview: Sehen, Hören, Sprechen, allgemeine Wahrnehmung. Nur Geschmack und Geruch seien erst einmal nicht so interessant.

Sehen, Hören, Sprechen - die künstliche Intelligenz soll das besser können als Menschen

Der KI-Butler ist Zuckerbergs "Challenge" für 2016. Als Protagonist des Silicon Valley ist er stets um Selbstoptimierung bemüht, sucht sich jedes Jahr eine öffentlichkeitswirksame "Herausforderung" für sich selbst. So hat er in den vergangenen Jahren die chinesische Sprache Mandarin gelernt, sich vorgenommen, jeden Tag einen neuen Menschen kennenzulernen oder nur Fleisch von Tieren zu essen, die er selbst getötet hat. Man darf gespannt sein, wie clever Zuckerbergs Intelligenz am Ende sein wird. Seine Programmierfähigkeiten gelten nach Jahren als Manager als mittelmäßig.

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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