Europäische Zentralbank pumpt Geld in den Markt:Banken holen sich mehr als eine halbe Billion Euro

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Geld satt für die Banken: Die Geldhäuser der Euro-Zone sind hungrig - sie leihen sich mehr als eine halbe Billion Euro bei einer Sonderaktion der Europäischen Zentralbank. So will sie den Geldkreislauf in der Schuldenkrise am Laufen halten. Die Bankenlobby freut sich über den Geldregen, warnt aber davor, ihn als "Breitband-Antibiotikum" zu sehen.

Die Banken der krisengeschüttelten Euro-Zone haben ordentlich zugegriffen: Sie haben sich eine riesige Summe billigen Geldes bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main geliehen. 800 Kreditinstitute holten sich insgesamt 529,5 Milliarden Euro für eine Laufzeit von drei Jahren, teilte die EZB mit.

Abendliche Skyline der Bankentürme in Franfurt. (Foto: dpa)

Mit dieser Operation beteiligt sich die EZB - wie schon ähnlich im Dezember - aktiv am Kampf gegen die Schuldenkrise: Das Geld soll Banken liquide halten, weil sie bei anderen Geldhäusern nicht mehr so leicht Kredite bekommen.

Der EZB ist es verboten, Staatsanleihen direkt von Staaten zu kaufen - Länder wie Spanien und Italien kommen aber nur noch gegen sehr hohe Zinsen an neues Geld. Die EZB hofft, dass die Banken das nun geliehene Geld verwenden, um Anleihen dieser Staaten zu kaufen.

Es gibt aber keine Garantie, dass die Finanzhäuser dies tun. Viele Banken parken das Geld lieber wieder bei der EZB - sicher, aber zu niedrigen Zinsen. Den zinsbelasteten Staaten hilft das nicht.

Die privaten Banken in Deutschland haben die zweite große Geldspritze der EZB als wichtige Stütze für den Finanzsektor begrüßt. Die langfristige Liquiditätsversorgung dürfe jedoch nicht als "Breitband-Antibiotikum" missverstanden werden, warnte der Bankenverband BdB in einer ersten Reaktion. "Die EZB stellt besondere Hilfsmaßnahmen bereit, mit denen vor allem Zeit gewonnen wird", sagte Geschäftsführer Michael Kemmer. "Die Maßnahmen können aber weder einen funktionsfähigen Interbankenmarkt ersetzen noch die Staatsschuldenkrise lösen." Die "gekaufte Zeit" müsse jetzt genutzt werden. Europäische Politiker müssten die Staatsfinanzen weiter entschlossen sanieren.

Kritiker warnen davor, dass die Geldflut der Zentralbank die Gefahr einer Inflation erhöht, so auch Bankenlobbyist Kemmer. Die EZB müsse die zusätzliche Versorgung des Marktes mit Liquidität sofort wieder drosseln, sobald die Kreditvergabe der Banken im Euro-Raum wieder stärker zunehme, sagte er: "Nur so können die Inflationsrisiken tatsächlich unter Kontrolle bleiben."

Bereits im Dezember hatten sich 523 Banken insgesamt 489 Milliarden Euro von der EZB geliehen. Weitere Geschäfte mit dreijähriger Laufzeit sind vorerst nicht geplant.

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