EU-Konjunktur:Europa im Abschwung

Lesezeit: 2 min

Die Weltwirtschaftkrise trifft auch die Europäische Union - aber nach Meinung der EU-Kommission ist keine Rezession in Sicht. Trotzdem ermahnt sie die Mitgliedsländer zu Reformen.

Die EU-Kommission schließt eine leichte Rezession in Deutschland nicht mehr aus.

EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquin Almunia stellt die Konjunkturprognose für die Europäische Union vor. (Foto: Foto: dpa)

In ihrer am Mittwoch in Brüssel veröffentlichten Prognose sagte die Brüsseler Behörde für das dritte Quartal ein Minus von 0,2 Prozent zum Vorquartal voraus. Nach dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent im zweiten Quartal wäre damit laut Definition eine Rezession erreicht.

Wirtschaft in ganz Europa im Abschwung

Eine weiterer Rückgang der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal sei in Deutschland nicht auszuschließen, heißt es im Bericht der Kommission. "Obwohl das Fundament der Wirtschaft stark bleibt, haben sich die Wachstumsaussichten für das zweite Halbjahr eindeutig verschlechtert, da die hohe Inflation und die weltweite wirtschaftliche Abkühlung ihren Tribut fordern."

Die Erholung am Arbeitsmarkt habe dem Konsum keinen Schwung verleihen können, da steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise den Verbrauch dämpften. Deutschland kann sich mit 1,8 Prozent BIP-Zuwachs noch auf dem bisher erwarteten Niveau halten.

Nach der Prognose der Kommission steckt die Wirtschaft in ganz Europa in einem Abschwung. In Frankreich und Großbritannien sei nur noch rund ein Prozent Wachstum zu erwarten, während die Wirtschaft in Italien sogar stagniere. Die Kommission reduzierte die Erwartung für die Europäische Union und die 15 Länder der Euro-Zone für 2008 um rund einen halben Prozentpunkt im Vergleich zur Frühjahrsprognose.

In der EU fällt die Vorhersage mit einer Jahresrate von 1,4 Prozent kaum höher aus als im Euro-Raum. Die Konjunktur ist vor allem in Großbritannien schwach, wo der Immobilienmarkt ebenso wie in Frankreich und Spanien einbrach.

Warnungen aus Brüssel

Die Finanzkrise habe sich verschärft, der Ölpreis habe sich binnen eines Jahres verdoppelt, und in einigen Ländern sei der Immobilienmarkt eingebrochen, erklärte EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquin Almunia.

Die weiteren Aussichten seien ungewöhnlich unsicher. "Jüngste Umfragen ergeben einen düsteren Ausblick für die Volkswirtschaften in der EU." Die Weltwirtschaft stehe vor einer Abschwächung. Die Regierungen müssten darauf mit weiteren Reformen reagieren. Juncker sagte im Europäischen Parlament, die EU-Länder müssten die negativen Folgen des Abschwungs begrenzen. Die Situation sei ernst, doch sehe er nicht das Risiko einer Rezession.

Wegen des starken Anstiegs der Nahrungsmittel- und Ölpreise schraubten die EU-Volkswirte die Inflationsprognose im Euro-Raum 2008 um 0,5 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent nach oben. Doch sei hier angesichts des jüngsten Ölpreisrückgangs der Wendepunkte erreicht.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, sagte die Teuerungsrate werde noch eine ganze Weile hoch bleiben, im Lauf des nächsten Jahres aber schrittweise sinken. Das Wachstum werde sich voraussichtlich allmählich wieder verstärken. Die EZB werde angesichts der Inflationsgefahr in der Euro-Zone "wachsam" bleiben.

© sueddeutsche.de/Reuters/kim/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: