Einbruch der Produktion:Herber Dämpfer für Deutschlands Industrie

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Zuletzt brachen Produktion auf Aufträge bei den deutschen Unternehmen im Zuge der Finanzkrise Anfang 2009 so heftig ein, wie nun im August. (Foto: dpa)
  • Die deutschen Firmen haben die Produktion im August um vier Prozent zurückgefahren - und damit so stark wie seit Anfang 2009 nicht mehr.
  • Das Bundeswirtschaftsministerium nennt vor allem "Ferientageeffekte" als Grund für den Dämpfer.
  • Ökonomen sehen dagegen eine echte Eintrübung der Konjunktur. Auch die Aktien geben nach.
  • Zuvor hatten bereits die Daten zum Auftragseingang in der Industrie ein düsteres Bild gezeichnet.

Größtes Minus seit Januar 2009

Die heimischen Unternehmen haben ihre Produktion im August so kräftig heruntergefahren wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr. Industrie, Baubranche und Energie-Erzeuger drosselten ihren Ausstoß zusammen um vier Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag in Berlin mitteilte. Das ist das größte Minus seit Januar 2009. Experten hatten lediglich mit einem Minus von 1,5 Prozent gerechnet.

Wirtschaftsministerium gibt späten Ferien die Schuld

"Die Industriekonjunktur durchläuft gegenwärtig eine Schwächephase", teilt das Ministerium mit. Das betreffe neben der Produktion auch die Aufträge und Umsätze. "Der aktuelle Rückgang ist allerdings durch Ferientageeffekte überzeichnet." Insgesamt sei für das gesamte dritte Quartal mit einer schwachen Produktion zu rechnen.

Beobachter fürchten Konjunktur-Delle

Skeptischer äußerten sich dagegen Ökonomen. "Die konjunkturelle Dynamik in Deutschland ist zum Erliegen gekommen", sagt etwa Ulrike Kastens von der Bank Sal. Oppenheim. "Die gesamte Stimmung dürfte sich weiter eintrüben, die private Konsumlaune lässt auch nach. Im dritten Quartal könnte die Wirtschaft erneut leicht geschrumpft sein." Auch Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus zweifelt an der Begründung aus Berlin: "Die Industrieaufträge waren schon nicht so toll. Die Produktionszahlen sind noch etwas ernüchternder. Die späten Sommerferien erklären nicht alles. Der August war auch ohne diesen Effekt ein schwacher Monat." In Frankfurt drückte der überraschend starke Rückgang der Industrieproduktion auf die Stimmung der Anleger. Im frühen Geschäft verlor der Dax rund ein halbes Prozent.

Nur wenige neue Aufträge

Bereits am Montag hatte das Statistische Bundesamt schwache Zahlen zum Auftragseingang in der deutschen Industrie veröffentlicht. Den Unternehmen waren im August demnach die Aufträge so stark weggebrochen wie seit Anfang 2009 nicht mehr: Die Bestellungen sackten um 5,7 Prozent ab.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/sry - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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