Drogerie-Imperium Schlecker:Die Königin von Ehingen

Lesezeit: 2 min

Ein Duo, gepolt auf Erfolg: Ohne Ehefrau Christa geht im Reich von Drogerie-Unternehmer Anton Schlecker nichts. Doch nun muss das Paar den "Abschmelzprozess" der Kette verhindern.

Niels-Karsten Städter

Das Bonmot besagt: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Der Drogeriekönig Anton Schlecker, 65, macht da keine Ausnahme. Er hat es mit schwäbischem Fleiß und viel Härte zum Herrn über mehr als 13.000 Drogeriefilialen gebracht. Seine Unternehmensgruppe (Jahresumsatz: 7,2 Milliarden Euro) beschäftigt in zwölf Ländern rund 50.000 Mitarbeiter.

Blick in die muffige Vergangenheit: Künftig setzt die Drogerie-Kette Schlecker auf hellere und größere Filialen. Federführend hat Unternehmergattin Christa Schlecker an diesem Konzept mitgearbeitet. (Foto: Foto: AP)

Doch was wäre das Imperium aus dem beschaulichen Städtchen Ehingen am Rand der Schwäbischen Alb ohne die Frau an der Seite von Anton Schlecker, der sich als "Alleininhaber" präsentiert. Christa Schlecker, 62, ist die heimliche Königin von Ehingen. Als der schwäbische Aufsteiger jetzt dem Manager Magazin das zweite Interview seines Lebens gab, kam die blonde Frau in seinen Antworten auffällig oft vor.

Das in den Medien präsentierte Schmuckfoto - sie lächelt, neigt sich zum Gatten, das Kinn berührt seine Schulter - täuscht über die wahren Verhältnisse hinweg. Christa Schlecker ist die einflussreichste Mitarbeiterin im großen Schleckerland.

Die insgesamt mauen Geschäfte gewinnen an Schwung, wenn sie neben ihrem Mann im Chefbüro arbeitet. Anton Schlecker beginnt um 6:45 Uhr, und ein wenig später kommt auch Christa. Abends um 19 Uhr geht's nach Hause. Als der Drogerie-Gigant 2008 eine neue Strategie brauchte, wurden kurzerhand die Führungskrafte zusammengetrommelt. Am länglichen Konferenztisch hatte Christa Schlecker das Kommando - und ließ nicht locker, bis das Konzept fertig war.

Den "Abschmelzprozess" bremsen

"Federführend war meine Frau", bestätigt Selfmademan Schlecker: "Wir brauchen keine Strategieberater." Es gibt ja eine Ehe, die Privates und Professionelles permanent mischt.

Viel ist von dem Händler-Paar nicht bekannt - außer dass Anton Schlecker schnelle Autos mag. Nach der glimpflich ausgegangenen Entführung der beiden Kinder Lars, 38, und Meike, 36, ist strikte Diskretion noch mehr angesagt.

Auch die Tochter und der Sohn arbeiten im Schlecker-Familienreich - allerdings nur in einzelnen Projekten. Die Hauptlast tragen die Eltern, die es mit einer Schrumpfkur zu tun haben. Schlecker lässt unkommentiert, ob sein Drogeriewaren-Unternehmen in Deutschland rote Zahlen schreibt. Er redet lediglich vom "Abschmelzprozess", den es zu bremsen gelte.

Christa Schlecker hat die neue Unternehmenslinie - weg von schmuddeligen Mini-Läden, hin zu weiträumigeren XL-Standorten - maßgeblich forciert. Sie und ihr Mann sind per Foto in den Personalräumen der Filialen, berichten Mitarbeiter. Einst wurde sogar eine Kundenzeitschrift - Chris Revue - nach der Ehinger Wirtschafts-Queen genannt, einer gelernten Fremdsprachenkorrespondentin.

Bei den berüchtigten Kontrollfahrten hinaus ins weite Schleckerland ist Christa Schlecker natürlich dabei. Jeden Donnerstagmittag bricht das Ehinger Chef-Paar zu Filialbesuchen auf. Die beiden nehmen eine Handvoll Läden unangemeldet ins Visier.

Ärger um Billiglöhne

"Nördlich der Linie Aachen-Frankfurt", so erzählt Schlecker im Interview mit dem Manager Magazin, nehmen die beiden Flugzeug und Leihwagen, den Süden durchqueren sie mit dem Auto. Findet die funktionierende Zweierbeziehung irgendeinen Mangel, wird schnell Abhilfe geschaffen. "Und die Mitarbeiter freuen sich immer, wenn sie uns erkennen", sagt der Drogeriekönig.

Es ist aber auch Unangenehmes über sie im Umlauf. In der Financial Times Deutschland berichtete vor Jahren ein Insider über die resolute Geschäftsfrau. Unberechenbar könne Christa Schlecker sein, hart und verletzend. "Das Personal ist wie ein Möbelstück: Man kann es jederzeit verrücken oder abschaffen", dieses Zitat wird ihr zugeschrieben. Sie hat es nie bestätigt.

Der Umgang mit der Belegschaft hat den Schleckers viel Ärger eingebracht. Gewerkschaften kritisieren, die Läden seien nur minimal gesichert und somit ein leichtes Ziel für Überfälle. Zuletzt machten Dumpinglohn-Vorwürfe die Runde. Schlecker hatte Mitarbeiter für seine neuen XL-Filialen über eine Zeitarbeitsfirma angeheuert - zu deutlich niedrigeren Löhnen.

Vor zwölf Jahren gab es richtigen juristischen Ärger. Da erließ das Amtsgericht Stuttgart wegen Betrugs gegen Anton und Christa Schlecker Strafbefehle von jeweils zehn Monaten auf Bewährung und verdonnerte das Paar zudem zu einer Millionenstrafe. Die beiden hätten Hunderte Mitarbeiter unter Tarif bezahlt.

Auch ein solches Problem lässt sich in einer schwäbischen Muster-Ehe leicht bewältigen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: