Digitalisierung:Reden über die Revolution

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Erfolgreich ohne Filialen: David Schneider, Gründer und Geschäftsführer von Zalando. (Foto: imago/CommonLens)

Zalando ist ein Treiber für die Digitalisierung von Sporthändlern. Der Wandel hat erst begonnen.

Von Simone Boehringer, München

Die Internetrevolution im Sport hat nicht nur viele Kunden erfasst, die millionenfach ihre Fitnessdaten erfassen, um besser zu werden. Bei Markenherstellern und Händlern ist die Digitalisierung des Handels schon länger ein Thema. Aber gerade in Deutschland hat es länger gedauert, bis aus der Erkenntnis auch die Konsequenzen folgen.

So kündigte Kim Roether, Vorstandsvorsitzender der weltweit größten Verbundgruppe im Sportfachhandel, jüngst auf einem Symposium der Messe München den Umbau zu einer ,,digital geprägten Retail-Organisation an". Selbiges tat auch sein Pendant von Sport 2000, Andreas Rudolf: 80 Prozent der Waren würden bislang in Läden verkauft, ,,nur 20 Prozent digital", also online. "Dieses Verhältnis wird sich bald umkehren."

"Verkaufsaktionen in Läden haben nie stattgefunden."

Zuvor hatte Messe-München-Chef Klaus Dittrich mit David Schneider ausgerechnet den Gründer des wohl bekanntesten deutschen Online-Versandhändlers Zalando präsentiert, der auf der Bühne einräumte: Zalando habe anfangs Präsentationen in Läden planen müssen, "die brauchten wir, um als Online-Händler mit den Markenherstellern überhaupt ins Gespräch zu kommen". Wenige Jahre und 20 Millionen Kunden später kann er darauf verweisen: "Verkaufsaktionen in physischen Läden haben nie stattgefunden." Und werden vermutlich auch nie stattfinden, denn Zalando ist ohne das groß geworden, was die Sportfachhändler lange als sehr wichtig ansahen und auch immer noch ansehen: Der Kunde soll die Ware vor Ort ausprobieren können. "Eine lebendige Testkultur", nennt dies Frank Geisler, Spartengeschäftsleiter von Ochsner Sports, ein großer Fachhändler aus der Schweiz. Ziel sei es, die Kunden zu binden und in die Filialen zu bringen, indem man zum Beispiel ihre Einkaufsdaten nutze, um sie dann zu für sie interessanten Events und Erlebnisveranstaltungen einzuladen. Das haben vor einem Jahrzehnt auch die Banken versucht, als immer weniger Menschen den Weg in die Filialen fanden, weil die Automaten im Vorraum die wichtigsten Arbeiten ohne Kundenberater erledigten.

"Früher bedeutet gestern im digitalen Zeitalter", appelliert Adidas-Manager Roland Auschel beim Symposium an seine Mitstreiter im Handel. Zwar habe der größte europäische Sportartikelhersteller nach wie vor mehr als 100 000 Vertriebspunkte. Aber: "Für uns steht fest, dass alles digitalisiert werden wird, weit über das hinaus, was wir uns heute vorstellen können." Daran zweifelt kaum jemand auf dem Symposium. Was dies in naher Zukunft für Verbraucher bedeutet, bleibt an dem Abend unklar.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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