Deutsche Post:Abgeliefert

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Elektrofahrzeuge der Deutschen Post unterwegs in Passau. Das Unternehmen will die Flotte ausbauen. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Deutsche Post entwickelte einen Elektro-Lieferwagen für die Paketzustellung. Jetzt will der Konzern die Fahrzeuge auch an Dritte verkaufen - bis zu 100 000 Stück pro Jahr.

Von Valentin Dornis

Die Deutsche Post liefert demnächst nicht nur Pakete und Briefe aus, sondern auch Autos - und zwar ihre eigenen. Der Streetscooter Work, ein kleiner Elektro-Lieferwagen, ist ursprünglich für die Postzustellung entwickelt worden. Bis heute sind etwa 2500 Stück für die Deutsche Post im Einsatz. Doch der Konzern will mehr: Die Fahrzeuge sollen künftig auch an Dritte verkauft werden, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit.

Die Pläne sind ambitioniert. Noch in diesem Jahr will die Post eine neue Fabrik in Nordrhein-Westfalen eröffnen. So soll die Produktionskapazität verdoppelt werden, und zwar auf 20 000 Fahrzeuge jährlich. Post-Vorstand Jürgen Gerdes denkt aber noch größer: Zehn Werke weltweit und bis zu 100 000 ausgelieferte Autos pro Jahr hält er in Zukunft für möglich, wenn die Nachfrage stimme, sagte Gerdes der Rheinischen Post. Denn die kleinen Lieferwagen besetzen eine Nische: Sie sind mit einer Reichweite von derzeit etwa 80 Kilometern und gut vier Kubikmetern Laderaum reine Nutzfahrzeuge für die sogenannte "letzte Meile", also für das Ende einer Lieferkette. Durch den Elektroantrieb sind die Betriebskosten relativ niedrig, und die Wagen stoßen kaum Schadstoffe aus. Das könnte gerade auch für Städte interessant sein, die mit hoher Feinstaubbelastung kämpfen. Neben kommunalen Flotten kommen auch Handwerksbetriebe oder lokale Lieferanten als Kunden in Frage. Auf seiner Internetseite wirbt der Hersteller jedenfalls schon selbstbewusst: "Wir bauen Ihre Elektroflotte". Das Grundmodell Work soll etwa 32 000 Euro kosten, größere Modelle sind nach Herstellerangaben in Arbeit. Diese könnten sogar schon bald präsentiert werden, denn das Unternehmen Streetscooter rühmt sich mit seiner kurzen Entwicklungszeit. Die Firma begann 2010 als Start-up an der RWTH Aachen, die Deutsche Post stieg in der Entwicklungsphase ein und testete ab 2012 erste Fahrzeuge. Zuvor hatte der Konzern auch Kontakt zu Autoherstellern aufgenommen, um kleine Elektro-Lieferwagen zu entwickeln, allerdings erfolglos. Also entschied die Post, die Fahrzeuge selbst zu bauen. Sie übernahm 2014 die Streetscooter GmbH und sicherte sich damit nicht nur eine maßgeschneiderte Fahrzeugflotte, sondern auch ein völlig neues Geschäftsfeld.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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