Deutsche Bank will Streit mit Kirch-Erben beenden:800 Millionen Euro - wofür bloß?

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Deutsche-Bank-Chef Ackermann will reinen Tisch machen - und den Rechtsstreit um die Rolle eines Interviews des früheren Bank-Chefs Breuer beim Zusammenbruch des Kirch-Imperiums mit einer außergerichtlichen Einigung beenden. Fragt sich nur: Wofür genau zahlt die Bank da eigentlich?

Hans-Jürgen Jakobs

Jeder Abschied fällt leichter, wenn reiner Tisch gemacht und die Stube gut gekehrt ist. Nach diesem Motto geht offenbar Josef Ackermann vor, der noch bis Mai amtierende Vorstandschef der Deutschen Bank. Zuerst hat er in die Bilanz für 2011 einige Polster eingebaut für mögliche Prozesse in den USA, die dem Investmentbanking des Frankfurter Finanzinstituts sehr schaden können. Das reduzierte den Gewinn.

Kirch gegen Deutsche Bank: Rolf Breuer, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Bank, vergangenes Jahr vor dem Landgericht München I. (Foto: dpa)

Und nun räumt Ackermann - wenn es sich die Beteiligten nicht noch einmal anders überlegen - einen lästigen Prozess ab, der die Deutsche Bank immer wieder ins Gerede gebracht hat und sogar den Staatsanwalt im Bank-Turm aufmarschieren ließ. Ein außergerichtlicher Vergleich mit den Erben des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch soll Ackermanns Nachfolgern Luft verschaffen.

Es geht um einen Musterkomplex juristischer Grob- und Feinarbeit, um Dutzende Prozesse, die sich unter dem Staunen der Öffentlichkeit entwickelt haben, weil der einstige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer im Februar 2002 öffentlich die Kreditwürdigkeit Kirchs angezweifelt hatte; dessen Firmen gingen dann tatsächlich drei Monate später in die Insolvenz.

Nun hat Breuers Nachfolger Ackermann offenbar im Grundsatz eine Einigung mit den Erben des im vorigen Jahr verstorbenen Leo Kirch abgeschlossen, über rund 800 Millionen Euro. Dafür wären dann fast alle juristischen Ansprüche und Verfahren beendet.

Fragt sich nur: 800 Millionen Euro wofür? 800 Millionen, um Ruhe zu haben vor nervenden Gerichtsverhandlungen in München? 800 Millionen dafür, dass sich der weltgewandte Neu-Bankenkapitän Anshu Jain nicht mit historischen Bavarica befassen muss? 800 Millionen - das wäre das teuerste Fernsehinterview, das ein Manager jemals gegeben hat.

Manöver, aber keine Alleinschuld

Tatsächlich war das Film- und Fernsehimperium Kirchs ja aus vielen Gründen zusammengebrochen: wegen wackelnder Kredite anderer Banken, wegen horrender Zahlungen für Filmlizenzen und für Sportrechte, wegen Missmanagement und einer alten Zahlungsverpflichtung über 770 Millionen Euro, die der einst mit ihm verbundene Axel Springer Verlag mit erstaunlicher Beharrlichkeit eintrieb.

Die Deutsche Bank mag das eine oder andere Manöver versucht haben, um sich wertvolle Teile des zusammenbrechenden Imperiums zu sichern, die allein Schuldige an dem Fiasko war sie mit Sicherheit nicht.

Ein Vergleich nutzt vor allem Kirchs Erben. Sein langjähriger Vize Dieter Hahn mag sich ausrechnen, wie er mit dem vielen Geld in die aktuellen Verhandlungen um TV-Rechte der Fußball-Bundesliga einsteigt, doch noch gibt es viele andere, die sich für die Millionen der generösen Bank interessieren - der bayerische Staat etwa, der Steuernachzahlungen erwartet, sowie die vielen Kirch-Gläubiger, darunter Hollywood-Studios und einige deutsche Banken. Sie alle bekommen noch viel Geld. Sie alle werden Ackermann danken.

© SZ vom 14.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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