Deutsche Bank:Werben bei Schäuble

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Anshu Jain und Jürgen Fitschen (v.l.), die Chefs der Deutschen Bank, wollen das Institut umbauen. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Verkaufen oder nicht? Anshu Jain und Jürgen Fitschen stellen ihre Pläne für die Postbank vor. Es sieht so aus, als werde das Institut verkauft.

Von Claus Hulverscheidt, Berlin

Der Plan ist ziemlich delikat, und weil sie das wissen, traten Anshu Jain und Jürgen Fitschen die Flucht nach vorn an: Am Montagabend trafen sich die Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), um ihn vorab über ihre Pläne für einen möglichen großen Konzernumbau zu informieren. Trügen die Signale nicht, dann werden die beiden Firmenchefs ihrem Aufsichtsrat am Freitag ein Konzept vorlegen, das - in der ein oder anderen Form - eine Trennung von der Konzerntochter Postbank vorsieht. Die Deutsche Bank hatte das Institut erst 2010 übernommen. Die Trennung wäre ein Politikum, denn das gelb-blaue Institut mit seinen 18 000 Beschäftigten ist nicht nur ein ehemaliger Staatsbetrieb, es hat auch 14 Millionen Kunden im ganzen Land. Schäuble hörte dem Vortrag der Banker dem Vernehmen nach aufmerksam zu, hielt mit seiner Meinung aber hinter dem Berg. Im Ministerium heißt es zu der Unterredung lediglich, es gehe dabei um eine rein unternehmerische Entscheidung. Nicht einmal, dass sich die drei Herren überhaupt getroffen hatten, wollte man im Ministerium offiziell bestätigen. Am Dienstagabend traf sich Fitschen auch mit Mitgliedern des Bundestagsfinanzausschusses. Es ging um Themen der Regulierung - auf die Idee, ihn nach der Zukunft der Postbank zu fragen, kam keiner bei diesem Termin aber der Abgeordneten.

Dass die Sache für Jain und Fitschen mit einem Beschluss des Aufsichtsrats dennoch nicht erledigt ist, zeigen erste Äußerungen aus den Ländern. So sorgt sich etwa Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) um die Arbeitsplätze bei der Bausparkasse BHW, die zu Postbank gehört. Deren Zentrale mit etwa 2400 Mitarbeitern sitzt im niedersächsischen Hameln und ist dort ein wichtiger Arbeitgeber.

Die Beschäftigten der Postbank und ihrer Töchter machen sich nach Weils Worten schon lange Sorgen um ihre Zukunft. "Darüber kann man nicht einfach hinwegsehen", sagte der niedersächsische Regierungschef. Er appellierte an den Aufsichtsrat, "keine Entscheidung zu treffen, die die Beschäftigung an einzelnen Standorten nachhaltig gefährdet". Auch wenn es aus Sicht des Kontrollgremiums keine Alternative zum Verkauf geben sollte, müssten Postbank und BHW eigenständig bleiben.

Die Entscheidung über Fitschens und Jains Pläne zum Umbau der Deutschen Bank prägt auch die Tarifverhandlungen für die Mitarbeiter in den Postbank-Filialen. Die Gewerkschaft Verdi lässt die Belegschaften seit Wochenbeginn für Jobgarantien streiken. Parallel zur Aufsichtsratssitzung wird der Arbeitskampf am Freitag die Firmenzentrale in Bonn erreichen. Dort wie in den 150 Filialen in Nordrhein-Westfalen wollen die Mitarbeiter bis einschließlich Montag in den Ausstand treten.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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