Deutsche Bank:Noch mehr sparen

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Erst vor wenigen Wochen hat die Deutsche Bank ein umfangreiches Sparprogramm auf den Weg gebracht: Rund 3000 Stellen will sie in Deutschland streichen und 188 Filialen schließen. Doch es wird noch schlimmer.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Es ist erst wenige Wochen her, da hat die Deutsche Bank ein umfangreiches Sparprogramm auf den Weg gebracht: Rund 3000 Stellen will sie in Deutschland streichen und 188 Filialen schließen. Doch das reicht scheinbar nicht. Wie Deutsche-Bank-Chef John Cryan am Mittwoch anlässlich der Veröffentlichung der Quartalszahlen andeutete, kommt womöglich ein weiteres Sparpaket auf das Haus zu. "Sollte das derzeit schwache wirtschaftliche Umfeld anhalten, müssen wir bei Geschwindigkeit und Intensität unseres Umbaus noch ehrgeiziger werden", ließ sich Cryan zitieren, ohne genauer zu sagen, was damit gemeint sein könnte.

Klar ist: Auch im zweiten Quartal 2016 waren die Zahlen der Bank schlecht, wenn auch nicht ganz so schlecht, wie manche Analysten befürchtet hatten. Nur mit Mühe schaffte Deutschlands größte Bank im vergangenen Vierteljahr einen Gewinn von 20 Millionen Euro, nach 800 Millionen vor einem Jahr. Zum Vergleich: Selbst die Commerzbank, die ebenfalls schwer zu kämpfen hat, erreichte im zweiten Quartal einen zehn Mal höheren Überschuss.

Die Börse lässt sich nicht überzeugen: Die Aktie verliert weiter an Wert

Die Gründe für die mauen Zahlen sind vielfältig, ebenso vielfältig wie die Lösungsvorschläge, welche die Bank schon aufgeführt hat, um aus ihrer großen Krise herauszukommen. Da sind zum einen die niedrigen Zinsen, die das Bankgeschäft erschweren, zum anderen aber die starke Abhängigkeit der Deutschen Bank vom Kapitalmarktgeschäft, also dem Handel mit Wertpapieren aller Art. Dieser Handel aber läuft angesichts der globalen Unsicherheiten immer schlechter. In keinem Bereich aber schwanken die Erträge so wie in diesem Geschäft, bei nahezu konstanten Fixkosten. Mit anderen Worten: Die Deutsche Bank muss ständig gegen einen gewaltigen Kostenblock anverdienen, um Gewinn zu erwirtschaften. Diese Schwäche des Geschäftsmodells zeigte sich einmal mehr im zweiten Quartal: Zwar brachen die Erträge in allen Konzernsparten ein, besonders deutlich aber war der Rückgang im Wertpapierhandel - den die Frankfurter im Wettbewerb mit den großen US-Rivalen zum Kerngeschäft erklärt haben. Ausnahme ist die eigentlich zum Verkauf stehende Tochter Postbank, in deren Kerngeschäft die Erträge zumindest nur leicht sanken.

Offiziell hält die Deutsche Bank trotzdem weiter daran fest, die Postbank verkaufen zu wollen. Sie glaubt, das tun zu müssen, um ihre Kapitalquoten wieder zu verbessern. Dem Vernehmen nach denkt Cryan aber auch darüber nach, die Postbank dauerhaft zu behalten, falls sich kein adäquater Käufer findet. Entschieden hat man sich in den Doppeltürmen in Frankfurt aber offensichtlich noch nicht.

"Einige glauben, dass wir die Postbank 2017 verkaufen müssen - das ist nicht der Fall", sagte Finanzvorstand Marcus Schenck. Zuletzt habe sich angedeutet, dass die strengeren Kapitalvorgaben erst Ende 2019 oder 2020 erreicht werden müssten. Das gebe der Deutschen Bank auch für die Postbank-Trennung mehr Zeit. An der Börse jedenfalls kamen die Nachrichten nicht gut an: Mit einem Minus von mehr als drei Prozent war die Aktie der Bank am Mittwoch der größte Verlierer im Dax.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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