Deutsche Bank:Ein Gewinn, wenn auch ein kleiner

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Der Deutschen Bank gelingt ein passabler Jahresauftakt. Man hatte mit dem Schlimmsten gerechnet, so mies waren die Quartalszahlen der US-Institute. Der Mini-gewinn bedeutet aber nicht, dass das ganze Jahr gut wird.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Noch immer hat die Deutschen Bank den Anspruch, sich mit der Konkurrenz von der Wall Street zu vergleichen. Das wirkt angesichts der Größenunterschiede oft putzig. Immerhin aber kann sie in manchen Bereichen des Investmentbankings noch mithalten, allen voran dem Handel mit Unternehmensanleihen und Devisen. Genau der aber schwächelt derzeit so stark wie lange nicht mehr, was vor allem den niedrigen Zinsen geschuldet ist. Und weil die aktuellen Zahlen der US-Banken Goldman Sachs, JP Morgan oder Citigroup im ersten Quartal 2016 derart mies liefen, dass vom schlechtesten Jahresauftakt seit der Finanzkrise die Rede war, hatten die Investoren auch für die Deutsche Bank mit dem Schlimmsten gerechnet.

Diese Vorahnungen haben sich nicht bewahrheitet: Anstelle eines Verlustes konnte Deutsche-Bank-Chef John Cryan zum Jahresauftakt immerhin einen kleinen Gewinn von 236 Millionen Euro vorweisen. Das war zwar 58 Prozent weniger als im ersten Quartal 2015, aber eben doch nicht das Minus von 300 Millionen Euro, mit dem Analysten gerechnet hatten. Und es war längst kein Vergleich mit dem Jahresergebnis 2015, als die Bank mit mehr als sechs Milliarden den größten Verlust der Unternehmensgeschichte präsentiert hatte.

Für die nun zumindest passablen Zahlen gab es mehrere Gründe: So musste die Bank im ersten Quartal deutlich weniger für Rechtsstreitigkeiten ausgeben als Anfang 2015. Außerdem nahm das Institut über alle Sparten hinweg immer noch etwas mehr ein als befürchtet: Konzernweit lagen die Erträge mit 8,1 Milliarden Euro 22 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im Handel mit Aktien und Anleihen brachen die Erträge der Bank um jeweils 23 Prozent ein, im restlichen Investmentbanking lediglich um 15 Prozent.

Der Umbau kostet Geld und es ist offen, wie hoch Strafen noch ausfallen

Ein Grund zum Jubeln ist der überraschende Gewinn freilich nicht. Dass die Bank auch im gesamten Jahr schwarze Zahlen schreibt, ist nach wie vor völlig offen. "Es ist noch unklar, ob wir am Ende einen kleinen Gewinn oder einen Verlust ausweisen", sagte Cryan am Donnerstag. Der Brite versucht gerade, die Bank wieder zum Erfolg zu führen, in erster Linie, indem er Stellen abbaut und Filialen schließt. Vor allem 2016 werden die Kosten für diesen Umbau verbucht. "Wir haben uns verdammt viel vorgenommen", sagte er. Frühestens 2018 werde der Konzern wieder eine normale Bank sein, hat Cryan stets avisiert.

Derzeit verhandelt das Management mit den Arbeitnehmervertretern über den Abbau von insgesamt 9000 Stellen. Zudem schließt die Bank in Deutschland 200 von 700 Filialen.

Bei den Anlegern kamen die Zahlen am Donnerstag zur Abwechslung gut an, die Aktie stieg zeitweise um gut vier Prozent und entfernte sich damit weiter vom Rekordtief im langjährigen Vergleich, das sie jüngst markiert hatte. Bei den großen Investoren allerdings verfängt Cryans Strategie bislang wenig: Seit seinem Amtsantritt hat die Aktie der Deutschen Bank mehr als 20 Prozent verloren. Auch am Donnerstag wiesen die Analysten auf die weiter bestehenden Schwachstellen des Konzerns hin, etwa darauf, dass die Deutsche Bank nach wie vor über weniger Eigenkapitalreserven verfügt als ihre großen Wettbewerber.

Zugleich ist offen, wie hoch die Strafe für weitere Skandale ausfällt, etwa für einen Verdacht von Geldwäsche in Russland. "Größere unvorhergesehene Entwicklungen sollten nicht eintreten, wenn die Bank auch weiterhin eine Kapitalerhöhung vermeiden will", sagte Analyst Ingo Frommen von der Landesbank Baden-Württemberg, der weiter vom Kauf der Deutsche-Bank-Aktie abrät.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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