Deutsche Bank:Dienstwagen mit Chauffeur

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Anshu Jain ist gut versorgt nach seinem Abgang bei dem Finanzinstitut. Zu seinem Abschiedspaket gehören eine Abfindung von 2,2 Millionen Euro und eine ebenfalls millionenschwere Zusage zur Altersvorsorge.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Es ist ja nicht so, als müsste Anshu Jain darben nach seinem Abgang bei der Deutschen Bank. Nach zwanzig Jahren im Investmentbanking wird das Vermögen des Briten auf über 100 Millionen Euro geschätzt. Auch wenn davon freilich ein Teil in Deutsche-Bank-Aktien steckt und somit in den vergangenen Wochen und Monaten stark an Wert verloren hat: Annehmlichkeiten wie einen Dienstwagen mit Chauffeur und ein Büro mit Assistentin dürfte sich der ehemalige Co-Chef der Deutschen Bank noch leisten können.

Trotzdem gehören diese Dienstleistungen bis auf Weiteres - um genau zu sein: bis er eine andere Tätigkeit mit Leitungsfunktion hat - zu seinem Abschiedspaket. Hinzu kommen eine Abfindung von 2,2 Millionen Euro und eine Altersvorsorgezusage von knapp 1,5 Millionen Euro, sofern er nicht binnen einen Jahres nach Ausscheiden zu einem Konkurrenten der Deutschen Bank wechselt. Das alles hatte er sich herausverhandelt, als er im Juni 2015 vorzeitig sein Amt aufgeben musste. Aktionäre und Finanzaufsicht hatten damals die Geduld mit ihm verloren, angesichts der milliardenhohen Strafen für Skandale im Investmentbanking und fehlender Erfolge, die Kosten der Bank zu senken.

Teure Anwälte und Berater: 382 000 Euro Rechtskosten durfte Jain der Bank berechnen

Offiziell jedoch war nie die Rede davon, dass Jain geschasst wurde, er habe sein Amt vielmehr freiwillig vor Ablauf seines Vertrages 2017 zur Verfügung gestellt, hatte die Bank vergangenen Sommer mitgeteilt. Dass der 53-Jährige noch eine Abfindung aushandeln konnte, stand dem aber offensichtlich nicht im Wege. "Die Abfindung wird als Ausgleich für die Beendigung seines Anstellungsvertrages vor Ablauf der vertraglichen Kündigungsfrist gezahlt", teilte die Deutsche Bank mit. Das Institut hatte am Freitag den Geschäftsbericht für 2015 veröffentlicht, der viele Details zu Vergütung amtierender und zur Abfindung ehemaliger Vorstände enthält.

Demnach darf Jain außerdem nicht nur Chauffeur und Bürohilfe in Rechnung stellen, auch die Kosten für Anwälte und Steuerberater gehören dazu, die ihm im Zusammenhang mit der Aufhebungsvereinbarung entstanden sind. Insgesamt ging es dabei um schlappe 382 000 Euro.

Warum sich die Deutsche Bank darauf einließ, wird vermutlich im Dunkeln bleiben. Selten sind solche Arrangements jedoch nicht in Großkonzernen. Häufig soll damit verhindert werden, dass geschasste Topmanager ihr Wissen gegen die neue Führung eines Unternehmens verwenden. "Es ist klar, dass die Deutsche Bank Jains Erfolgen Respekt zollen will, indem sie eine möglichst saubere Trennung sicherstellt und großen Lärm um den Abgang vermeidet", sagte Christopher Wheeler, Analyst bei Atlantic Equities in London der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Das jedoch gilt nicht nur für Jain, sondern auch für die anderen drei Vorstände, die die Bank 2015 vorzeitig verließen. Und zumindest im Vergleich kam Jain dabei weniger gut weg, obwohl er zuvor eine höhere Vergütung erhalten hatte: Mit 5,2 Millionen Euro handelte sich der ehemalige Finanzvorstand Stefan Krause die höchste Abfindung aus. Privatkundenvorstand Rainer Neske, der ab Sommer die Landesbank Baden-Württemberg führt, brachte es auf knapp drei Millionen Euro. Der ehemalige Rechtsvorstand Stephan Leithner, der inzwischen einen neuen Job bei dem schwedischen Finanzinvestor EQT gefunden hat, erhielt hingegen nur 1,56 Millionen Euro.

Fast 14 Millionen Euro zahlte die Bank insgesamt an die Ex-Topmanager aus. Zumindest aber handelt es sich dabei nicht um wiederkehrende Posten. Das wäre ein Problem, denn der neue Vorstandschef John Cryan will vor allem eines erreichen: die Kosten senken.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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