Wie breit die Finger des unglückseligen Mitarbeiters sind, ob er eher Hebammen- oder Bauarbeiter-Hände hat, ist nicht überliefert. Klar aber ist, dass er einen Fat-Finger-Fehler beging. So werden im Bankerjargon Missgeschicke genannt, deren Ursache ein falscher Tastendruck am Handelscomputer ist. Wegen des Tippfehlers führt die Bank dann Geldgeschäfte falsch aus. Ein unerfahrener Angestellter der Deutschen Bank in London überwies mit einer tölpelhaften Eingabe sagenhafte sechs Milliarden Dollar auf das Konto eines amerikanischen Hedge-Fonds. Es hätte viel weniger sein sollen, doch der Mitarbeiter der Devisenhandels-Abteilung ließ das System einen falschen Betrag bearbeiten, wie die Financial Times berichtet.
Sein Vorgesetzter sei im Urlaub gewesen, heißt es. Die Bank habe den peinlichen Vorfall, der sich schon im Juni ereignete, den Aufsichtsbehörden gemeldet. Ein Londoner Sprecher des Finanzinstituts wollte den Fehler am Dienstag nicht kommentieren. Immerhin ist dem Konzern kein Schaden entstanden, das Geld wurde sofort zurückgeholt. Trotzdem ist die Panne unangenehm, denn bei solchen Geschäften gilt das Vier-Augen-Prinzip: Ein Kollege muss also die Überweisung prüfen. Das hat in dem Fall nichts genutzt. Am Wochenende hatte die Führung der Deutschen Bank einen radikalen Umbau des Unternehmens verkündet - vielleicht sollten die Manager hierbei auch einen Blick auf die Kontrollsysteme des Instituts werfen.
Allerdings sind die Deutschen nicht die ersten, denen Fat-Finger-Fehler Ärger bereiten. So gab im vergangenen Jahr ein Aktienhändler in Japan aus Versehen eine Kauforder für Anteilsscheine im Wert von mehr als 600 Milliarden Dollar auf. Das Geschäft konnte noch rechtzeitig storniert werden. Dicke Finger sind gefährlich.