Seit vier Wochen ist der neue Vorstandschef der Deutschen Bank im Amt - nun tauscht John Cryan den ersten Spitzenmanager aus. Ein Sprecher des Instituts bestätigte eine Meldung des Spiegel, wonach Richard Walker, 14 Jahre Leiter der Rechtsabteilung, sein Amt auf eigenen Wunsch zum Jahresende niederlegen wird. Dem erweiterten Vorstand gehört er jedoch nach wie vor an.
Über Walkers bevorstehende Ablösung war schon lange spekuliert worden. Der 64-jährige galt als Vertrauter von Ex-Vorstandschef Anshu Jain, der Anfang Juni nach massiver Kritiker von Aufsicht und Aktionären zurückgetreten war. Auch Walker war bei der Finanzaufsicht Bafin nicht gut gelitten. In die Amtszeit des Amerikaners fiel eine große Anzahl an Skandalen. Die Aufseher warfen der Bank zudem vor, bei der Aufklärung der Altlasten nicht gut kooperiert zu haben. In ihrem inzwischen öffentlich gewordenen Bericht zur Libor-Zins-Affäre hatte die Bafin zahlreiche Spitzenmanager, darunter Walker, für die mangelhafte Aufarbeitung des Skandals und die laxen Kontrollen kritisiert. Viele Beobachter rechnen damit, dass Walker nicht die letzte Führungskraft aus der Zeit der Skandale sein wird, die Cryan austauscht.
Walkers Aufgaben als Chefjustiziar werden nun der Deutsche Christoph von Dryander und der Brite Simon Dodds übernehmen. Außerdem sollen zwei Abteilungen, die sich zuletzt mit begrenztem Erfolg um die interne Aufarbeitung von Skandalen bemüht haben, zusammengelegt werden, die Incident Management Group und die Central Investigation Unit. Leiter der neuen Einheit wird Niko von Tippelskirch. Wie erst diese Woche bekannt wurde, übernahm Cryan zudem bereits zum 1. Juli die Vorstandsverantwortung für das Rechtsressort von Privatkundenvorstand Christian Sewing, weil Letzterer nicht dauerhaft beide Bereiche führen konnte.