Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen:Der "ehrbare Kaufmann" wehrt sich

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Der Chef der Deutschen Bank fühlt sich ungerecht behandelt. In Interviews wehrt sich Jürgen Fitschen gegen den Verdacht der Staatsanwaltschaft, an Umsatzsteuerhinterziehung beteiligt gewesen zu sein - und ist "erschüttert" über das Vorgehen der Ermittler.

Die Ermittlungen wegen Umsatzsteuerbetrug richten sich auch gegen Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen. (Foto: dpa)

Wenn die Staatsanwaltschaft gegen ein Unternehmen ermittelt, halten sich die Betroffenen meist bedeckt. Umso überraschender ist daher die Reaktion von Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen auf die Vorwürfe gegen ihn und sein Institut. Zwei Tage nach der Großrazzia in der Frankfurter Zentrale geht er in die Offensive: "Meines Erachtens war das Vorgehen der Staatsanwaltschaft überzogen", sagte Fitschen dem Handelsblatt. Er wundere sich, dass es überhaupt "zu einem solchen Verfahren kommen konnte". Auch in einem Interview mit der Bild-Zeitung verteidigte er sich.

Aus Fitschens Sicht sind die Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft völlig unberechtigt. Deshalb ging er nun an die Öffentlichkeit: "Ich äußere mich bewusst, weil ich mich ungerecht behandelt fühle", sagte er der Zeitung. In seinem mehr als 40-jährigen Berufsleben sei er "den Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns stets treu geblieben". Er sei "erschüttert" gewesen, als Polizei und Staatsanwaltschaft bei ihm auftauchten und bekannt gaben, dass auch gegen ihn selbst ermittelt werde.

Allerdings gestand Fitschen auch Fehler seines Unternehmens ein. Er bedauere es sehr, dass die Bank mit ihren hausinternen Ermittlungen "noch nicht weiter" gekommen sei. Man wolle besser mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten - die Kommunikation seitens der Bank sei "ausbaufähig". An persönliche Konsequenzen denkt Fitschen bisher nicht.

Am Mittwoch hatten Hunderte Beamte die Zentrale der Deutschen Bank durchsucht. Die Vorwürfe der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft gegen 25 Mitarbeiter lauten auf Steuerhinterziehung, Geldwäsche und versuchte Strafvereitelung im Zusammenhang mit dem millionenschweren Handel mit Luftverschmutzungsrechten (CO2-Zertifikate). Auch gegen Ko-Vorstandschef Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause wird ermittelt, weil sie die fragliche - und später korrigierte - Umsatzsteuererklärung der Bank für das Jahr 2009 unterschrieben hatten.

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