Deutsche Bank:Aufseher finden nichts

Haben sich die Großaktionäre der Deutschen Bank aus China und Katar unerlaubt abgesprochen? Staatliche Aufseher haben bei einer Prüfung nichts gefunden.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Vorläufig Entwarnung für die beiden größten Aktionäre der Deutschen Bank: Insidern zufolge hat die Finanzaufsicht Bafin keine Beweise gefunden, dass sich die Aktionäre aus China und Katar unerlaubt abgesprochen haben, also über Gebühr Einfluss ausüben auf das Geldhaus. "Acting in Concert" nennen Juristen solche unerlaubten Absprachen zulasten der übrigen Anteilseigner. Die Bafin hatte im Sommer ein Verfahren eingeleitet, nachdem Minderheitsaktionäre dazu eine Klageschrift vor dem Frankfurter Landgericht eingereicht hatten.

Dem Vernehmen nach hat die Bafin den dazu vorliegenden Schriftverkehr der Aktionäre untersucht, darin aber nichts Belastendes gefunden. Es gebe noch nicht einmal Beweise dafür, dass sich die beiden Scheichs aus der Herrscherfamilie von Katar absprechen würden, hieß es in Finanzkreisen. Letztere halten laut Schriftsätzen der Deutschen Bank von September mittels zweier Vehikel namens Paramount und Supreme je 3,5 Prozent und rund vier Prozent. Der chinesische Mischkonzern HNA kontrolliert 9,9 Prozent. Zusammen könnten HNA und die Kataris wichtige Entscheidungen auf der Hauptversammlung der Bank lenken.

Keine Entwarnung soll es bisher bei den Kontrollen der Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) geben. Diese prüfen seit Sommer, ob sie die Großaktionäre mittels eines Inhaberkontrollverfahrens durchleuchten sollen. Aufsichtskreisen zufolge konzentriert sich die EZB inzwischen aber nur noch auf HNA und weniger auf Katar, deren Anteil kleiner ist.

Weil das deutsche Kreditwesengesetz eine solche Prüfung aber erst ab einem Eigentümeranteil von zehn Prozent vorschreibt, wäre dies ein Politikum. Die Kontrolleure müssten dann untersuchen, wer genau die Anteilseigner sind und woher das Geld stammt - Fragen, die im Falle des undurchsichtigen Mischkonzerns HNA viele in der Branche umtreiben.

Im schlimmsten Fall könnten die Aufseher die Stimmrechte entziehen. Bei der Eröffnung eines solchen Verfahrens müssten die Kontrolleure daher gut begründen, warum HNA maßgeblichen Einfluss auf die Bank ausübt. Der Schlüssel liegt womöglich in der Hauptversammlung, in der HNA angesichts der dort stets niedrigen Präsenz auch alleine eine Sperrminorität hätte, mit der sich wichtige Beschlüsse blockieren lassen.

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