Deutsche Bank:Abstieg aus der ersten Börsenliga

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Noch ein symbolischer Rückschlag trifft das Image der Bank: die Türme des größten deutschen Geldhauses in Frankfurt. (Foto: Martin Leissl/Bloomberg)

Die Aktie des größten deutschen Kreditinstituts ist so stark gesunken, dass sie nun sogar aus einem wichtigen Index herausgefallen ist.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

- Es sind viele kleine und große Rückschläge, die zusammengenommen den scheinbar unaufhaltsamen Abstieg der Deutschen Bank ausmachen. In der vergangenen Woche war es das nur mittelmäßige Abschneiden beim europäischen Stresstest, kurz zuvor das harsche Urteil des Internationalen Währungsfonds, die Deutsche Bank sei eine Gefahr für den Bankensektor. Am Dienstag hieß es schließlich, die Aktie von Deutschlands größtem Geldhaus müsse nach den Kursverlusten der vergangenen Wochen den Stoxx Europe 50 verlassen, der ungefähr gleichbedeutend ist mit der ersten europäischen Börsenliga. Der Index enthält die an der Börse wertvollsten europäischen Unternehmen.

Während die eher maue Platzierung im Stresstest sicherlich das gravierende Ereignis war, ist der Index-Abstieg zumindest symbolisch von Bedeutung. Schließlich sind Indizes dieser Art die Grundlage für eine ganze Reihe von Finanzprodukten, etwa für börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, ETFs). Diese Fonds bilden einen Index nach und verkaufen eine Aktie, wenn sie dort herausfällt. Das führt dann oft dazu, dass der Kurs weiter sinkt. Während früher vor allem Profi-Anleger in diese zumeist kostengünstigen und einfachen Fonds investierten, sind sie heute auch bei Privatanlegern beliebt.

Die Deutsche Bank ist derzeit verzweifelt auf der Suche nach einem stabilen Geschäftsmodell und hat daher die vergangenen Wochen und Monate an der Börse drastisch an Wert verloren. Den besagten Index musste sie daher verlassen, zusammen mit der Schweizer Großbank Credit Suisse, der es ähnlich ergangen ist. Bei der Auswahl und der Gewichtung der Titel spielt der Börsenwert der frei gehandelten Aktien eine wesentliche Rolle. Neu in den Index rücken dafür der französische Baukonzern Vinci und der niederländische Halbleiter-Zulieferer ASML auf.

Keine guten Nachrichten also für die Deutsche Bank, auch wenn es noch schlimmer hätte kommen können. Denn der Stoxx Europe 50 bildet zwar die wertvollsten europäischen Unternehmen ab. Er ist aber bei Investoren nicht so sehr gefragt, weil er auch Firmen aus der Schweiz oder Großbritannien enthält, womit ein Währungsrisiko einhergeht. Beliebter sind der Euro Stoxx 50, der die wertvollsten Unternehmen der Euro-Zone enthält, und in Deutschland natürlich der Dax. In diesen beiden Indizes jedoch hat die Deutsche Bank ihre Plätze vorerst sicher. Im Dax ist sie - trotz einer Marktkapitalisierung von nur noch 16 Milliarden Euro - weit entfernt davon, auf einen Abstiegsplatz zu rutschen. Außerdem haben es Dax-Aufstiegsaspiranten angesichts der strengen Index-Regeln schwer, etablierte Mitglieder zu ersetzen. Auch für den Euro Stoxx 50 geben Experten Entwarnung. Es müsse schon recht viel passieren, damit die Deutsche Bank auch dort herausfiele, glaubt Uwe Streich, Index-Experte bei der Landesbank Baden-Württemberg.

Am Dienstag jedoch rückte ein solches Ereignis wieder ein kleines Stück näher. Abermals demonstrierten die Investoren ihr Misstrauen in die europäische Bankenbranche: Etwa vier Prozent ging es dabei für die Titel der Deutschen Bank abwärts, womit sie nur noch knapp über ihrem Rekordtief notierten.

© SZ vom 03.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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